Südkoreas entmachteter Präsident festgenommen

  15 Januar 2025    Gelesen: 87
  Südkoreas entmachteter Präsident festgenommen

Yoon Suk Yeol stürzt Südkorea Anfang Dezember mit der kurzzeitigen Ausrufung des Kriegsrechts in eine politische Krise. Bisherige Versuche der Verhaftung des inzwischen suspendierten Präsidenten scheitern. Jetzt können Ermittler der Anti-Korruptions-Behörde Yoon in seinem Wohnsitz abführen.

In Südkorea haben die Behörden die Festnahme des entmachteten Präsidenten Yoon Suk Yeol gemeldet. Es sei am Morgen ein Haftbefehl gegen Yoon vollstreckt worden. Dem 63-Jährigen wird Aufruhr im Zusammenhang mit seiner umstrittenen Verhängung des Kriegsrechts am 3. Dezember vorgeworfen. Es ist das erste Mal in der Geschichte Südkoreas, dass gegen einen amtierenden Präsidenten ein Haftbefehl erlassen wurde.

Ein Autokorso verließ die Tore seiner Residenz in den Bergen, wo sich Yoon seit Wochen hinter Stacheldrahtzäunen und einer kleinen Armee von Sicherheitsleuten verschanzt hatte. Yoons Anwälte bezeichneten die Festnahme als illegal und als Versuch, ihn öffentlich zu demütigen.

Zuvor hatte Yoon nach Anwaltsangaben eingewilligt, bei der gegen ihn wegen Aufruhrs ermittelnden Behörde zu erscheinen. "Präsident Yoon hat entschieden, heute persönlich bei der Korruptionsermittlungsbehörde zu erscheinen", erklärte Yoons Anwalt Seok Dong Hyeon im Onlinedienst Facebook, nachdem Ermittler zur Vollstreckung eines Haftbefehls gegen Yoon in dessen Residenz eingedrungen waren. Yoon werde überdies später am Tag eine Rede halten, erklärte Seok weiter.

Ermittlern war es beim erneuten Versuch der Verhaftung Yoons gelungen, in die Präsidentenresidenz zu gelangen. "Wir kennen nicht die genaue Anzahl der Leute, die in der Residenz sind, aber es sind Staatsanwälte dort", sagte ein Beamter der Antikorruptionsbehörde. Wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP sahen, waren Ermittler in Zusammenstöße mit Menschen verwickelt, die das Gelände der Residenz verteidigten. Fernsehaufnahmen zeigten, wie die Ermittler mithilfe von Leitern auf das Gelände von Yoons Residenz gelangten.

Politische Krise ausgelöst

Bereits am 3. Januar hatten Beamte von Yoons präsidialem Sicherheitsdienst, darunter auch Soldaten, Ermittler an der Verhaftung des Präsidenten in seiner Residenz in Seoul gehindert. Diese gaben ihr Vorhaben daraufhin zunächst auf. Der neue Versuch zur Verhaftung Yoons basiert auf einem am Dienstag ausgestellten neuen Haftbefehl.

Yoon hatte Südkorea Anfang Dezember mit der kurzzeitigen Ausrufung des Kriegsrechts in eine politische Krise gestürzt. Er hatte in einem Haushaltsstreit von der Maßnahme Gebrauch gemacht und damit das In- und Ausland aufgeschreckt. Zehntausende Menschen gingen in der Folge gegen Yoon und für den Erhalt der Demokratie in Südkorea auf die Straße, aber auch Unterstützer Yoons demonstrierten.

Das Parlament sprach sich für eine Absetzung des Präsidenten aus, über die das Verfassungsgericht noch abschließend entscheiden muss. Das Verfahren begann am Dienstag und kann auch in Yoons Abwesenheit stattfinden.

Zeitgleich begann die Antikorruptionsbehörde wegen der Ausrufung des Kriegsrechts Ermittlungen gegen den vom Parlament abgesetzten Staatschef. Yoon hatte es jedoch bis jetzt abgelehnt, mit der Staatsanwaltschaft zu sprechen, und verschanzte sich in der Präsidentenresidenz.

Quelle: ntv.de, gut/AFP/rts


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