Audi Q6 E-Tron - mittleres SUV mit schneller Ladetechnik

  02 Juli 2024    Gelesen: 552
  Audi Q6 E-Tron - mittleres SUV mit schneller Ladetechnik

Der Q6 eTron soll Audis Modellpalette schärfen und Deutschland ein Stück weiterbringen in der Elektromobilität. ntv.de hat den Stromer gefahren, den die Ingolstädter schon dringlichst erwarten.

Audi hat schon ganz gut vorgelegt in der Elektromobilität. Mit dem SUV E-Tron waren die Ingolstädter früh dran, ebenso mit der Sportlimousine E-Tron GT, die als ziemlich zügiger Lader bekannt ist. Und dann wäre da ja noch der erschwinglichere Q4 E-Tron auf Basis des modularen Elektrobaukastens - mit eher mauer Ladeperformance. Also braucht es bloß noch ein ausgewogenes Mittelding. Und am besten eines mit ordentlicher Ladeperformance.

Diese Aufgabe kommt nun dem Q6 E-Tron zu. Dieses Modell wird mit Spannung erwartet, zumal es ja auch schon 2022 vorgestellt werden sollte - kolportiert werden Elektronikprobleme als Grund für die Verzögerung. Nun gut, jetzt ist der Mittelklässler ja endlich da. Und wer sich den Neuling anschaut, wird womöglich ins Grübeln kommen. Erst recht, wenn er vorher das futuristische Concept Vision Neue Klasse X aus dem Hause BMW begutachtet hat.

Konservative Stilistik

Den Neuheitswert des konservativ gehaltenen Q6 muss man dagegen wirklich suchen. Da helfen auch digitale OLED-Rückleuchten mit im Menü wechselbaren Lichtdesigns kaum weiter, wenngleich diese Spielerei irgendwie charmant ist.

Anderseits: Vielleicht ist die Stilistik des Oberbayern gar nicht so dumm gewählt. Schließlich sollen den Q6 nicht unbedingt junge Hipster kaufen, sondern gesetzte Persönlichkeiten mittleren Alters mit gutem Job plus Sinn für solide Formensprache ohne Schnickschnack.

Innen modern

Innen haben die Architekten dem neuen Audi allerdings schon eine gut sichtbare Verjüngungskur verpasst. Ein breiter Screen mit edler Rundung (plus Display für den Beifahrer auf Wunsch) ersetzt die bei Audi sonst etwas spießig aussehenden Instrumente. Hier darf der Bediener ein reichlich bestücktes Menü erleben, für dessen virtuose Beherrschung es einige Zeit brauchen dürfte. Doch so weit ist das auch in Ordnung. Zum Glück sitzt in der Mittelkonsole eine physische Taste für das Assistentenmenü, sodass der Fahrer nicht lange suchen muss, um das Pensum der Fahrautonomie einzugrenzen.

Jetzt will der Q6 natürlich ausprobiert werden. Audi verkneift sich allerdings, die Basisversion (306 PS und Heckantrieb) mitzubringen. Und selbst die kostet derzeit ja auch schon stramme 68.800 Euro im Einstieg. Immerhin darf man hoffen, dass es künftig Versionen mit kleinerer Batterie geben wird für Kunden ohne den Bedarf von 100 kWh Akkukapazität. Und Stromspeicher sind schließlich die Preistreiber.

Und so beginnt die erste Testfahrt mit dem 388 PS starken Quattromodell. Dass hier gemäß Fahreindruck kein Leistungsmangel aufkommen würde, war im Grunde vorher klar. So marschiert der Allradler nachdrücklich voran. Aber seine auffälligen Skills liegen tatsächlich woanders. Denn erstens scheint im Lastenheft gestanden zu haben, dass das 4,77 Meter lange SUV betont leise sein soll, was definitiv umgesetzt wurde. Und zweitens werden sich diejenigen Audikenner mit der Erwartung, ein straffes Fahrwerk zu bekommen, wundern. Straff ist das in diesem Fall luftgefederte Chassis (Aufpreis) nämlich so gar nicht, was den Q6 durchaus zur Empfehlung für Komfortliebhaber macht. Passend dazu gibt es ergonomisch schön ausgeformte Sitze mit allerhand Technikkram, zu dem auch eine wirkungsvolle Massagefunktion gehört.

Die Ingolstädter lassen es sich natürlich nicht nehmen, leistungsmäßig noch eine Schippe draufzupacken mit dem SQ6. Und schwups steigt nicht bloß die Leistung von 388 auf 517 PS. Der Preis klettert mit, und zwar von 74.700 auf amtliche 93.800 Euro. Damit übertrumpft der heutzutage für Mittelklasseverhältnisse eher kompakte 4x4 leistungsmäßig sogar noch seinen großen Bruder SQ8 E-Tron. Nur dass der Sechser mit 2,4-Tonner rund 300 Kilogramm leichter ist. Entsprechend wuchtig stürmt er los, erreicht in 4,3 Sekunden 100 km/h. Damit nimmt der S dem Basis-Allrad-Q6 sogar 1,6 Sekunden ab bei diesem Sprint. Und die Höchstgeschwindigkeit liegt hier bei 230 statt 210 km/h.

Beim PPE-Audi liegt der Schwerpunkt auf Effizienz

Und trotz drahtiger Werte verfolgt Audi mit seinem PPE-Projekt (Premium Platform Electric) eine andere Zielrichtung als beispielsweise Porsche mit dem Macan, der sich ebenfalls dieser Architektur bedient. Selbst in der sportiven Variante ist der Ingolstädter sanfter, wenngleich sowas von überhaupt nicht drucklos. Dass die Effizienz hier eine große Rolle spielt, zeigt die Motorenkonfiguration: Vorn werkelt ein Asynchronelektromotor. Reduziert man bei diesem die Last, lässt er sich mitschleppen, ohne nennenswertes Bremsmoment zu erzeugen. Dagegen arbeitet hinten eine effizientere permanenterregte Synchronmaschine. Porsche hingegen verzichtet auf den Asynchronmotor und bleibt durchweg performanceorientiert.

Wer Q6 fährt, kommt zumindest laut Audis Versprechen mit verhältnismäßig wenig Strom aus. Die Range liegt zwischen 17 und 19,6 kWh je 100 Kilometer in der gemittelten WLTP-Disziplin. Somit beträgt die Reichweite bis zu 625 Kilometer.

Doch abgesehen vom ausstehenden Test, wie lange der Strom wirklich reicht, wäre ja auch spannend, zu wissen, wie schnell der wieder in den Akku kommt. Und ja, Audi setzt erstmals im mittleren Segment ein System mit 800-Volt-Bordnetz ein. Unabhängig von der Version gibt es eine hohe Ladeleistung von 260 respektive 270 kW bei den Allradlern. Somit sollen lediglich rund 20 Minuten vergehen, um die Batterie von 10 auf 80 Prozent zu laden. Und damit könnte der Audi erstmals auch für den Langstrecken-Einsatz interessant werden. So gesehen wäre mit dem Q6 ein Beitrag für die Elektromobilität insgesamt geleistet. Ob genügend potenzielle Käufer dieses Angebot annehmen, steht auf einem anderen Blatt.

Quelle: ntv.de


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