Toyota GR Yaris bekommt noch mehr Muskeln

  04 Juli 2024    Gelesen: 608
  Toyota GR Yaris bekommt noch mehr Muskeln

Bereits im ersten Anlauf litt der GR Yaris nicht gerade unter Leistungsmangel. Aber der Sportabteilung von Toyota war das nicht genug. Dank einer ausgiebigen Kraftkur geht der kleine Dreitürer jetzt noch eindrucksvoller ans Werk - und das auch mit Automatik.

In seinen ersten vier Lebensjahren hat sich der Toyota GR Yaris seine Ausnahme-Position im Feld der "Hot Hatch"-Fahrzeuge redlich erarbeitet. Andere Kleinwagen in diesem Segment wie der Polo GTI mit 207 PS oder der Hyundai i20N mit 204 PS können dem kleinen Japaner mit seinem potenten 1,6-Liter-Dreizylinder nicht annähernd das Wasser reichen.

In der jetzt neu zu Preisen von knapp unter 50.000 Euro aufgelegten und technisch deutlich modifizierten Version legt der Dreitürer um 20 auf 280 PS und um 30 auf 390 Newtonmeter zu. Das bedeutet, dass der Antrieb mit den je nach Spezifikation zwischen 1280 und 1305 Kilos des kleinen Flitzers noch weniger Mühe hat. Zudem hat das Gazoo Racing-Team das Vier-Meter-Gefährt in allen relevanten Bereichen überarbeitet.

So bekam das Fahrwerk ein Update, unter anderem mit neu definierten Federraten und stärkeren Stoßdämpfern vorn. Das jetzt serienmäßige Performance-Paket mit zusätzlichem Kühler, Ladeluftkühler-Spray und modifiziertem Lufteinlass sorgt für eine beruhigende thermische Stabilität. Beim Motor sollen unter anderem ein verstärkter Ventiltrieb, ein neuer Ansaugdrucksensor oder neue Auslassventile Haltbarkeit und Langlebigkeit verbessern.

Und noch eine Änderung: Neben dem bereits bekannten Sechsgang-Handschaltgetriebe gibt es den GR Yaris jetzt auch mit einer Achtgang-Automatik. Die ist auf blitzschnelles Herunterschalten ausgelegt und soll den Mensch hinterm Lenkrad speziell auf der Rennstrecke oder der Rallye-Tour entlasten.

Fixer Automat nimmt Schaltarbeit ab

Erster Eindruck vom sehr technisch angelegten Circuit du Laquais bei Lyon: Wer sich die Schaltarbeit abnehmen lassen kann, ist im Kurvengeschlängel tatsächlich merklich fixer unterwegs, die volle Konzentration aufs Lenken, Bremsen und Gasgeben wirkt sich positiv auf die Rundenzeiten aus. Der Automat wählt extrem hurtig und praktisch ohne Zugkraftunterbrechung die jeweils passende Stufe. Alternativ zum hier logischerweise gewählten Fahrmodus Sport bietet der GR Yaris auch noch die Modi Normal und Eco, die etwa Servolenkung, Klimaanlage, Gasannahme und Instrumentenanzeige beeinflussen.

Per Knopfdruck beeinflussen lässt sich auch das Allradsystem namens GR Four. So liefert der Antrieb seine Kraft im Modus Normal zu 60 Prozent an die Vorder- und zu 40 Prozent an die Hinterachse. Im Track-Modus variiert der Kraftfluss zwischen 60:40 bei der Kurveneinfahrt und 30:70 beim Verlassen der Kurve. Und im Schotter-Modus hat sich das Verhältnis 53:47 als ideal für Rundkurse oder Sonderprüfungen herausgestellt. Zudem regulieren noch zwei Sperrdifferenziale die Balance zwischen den linken und den rechten 18-Zöllern.

Unterm Strich liefert der GR Yaris jenseits öffentlicher Straßen eine beeindruckende Leistung ab, die per aktiver Geräuschkontrolle über das bordeigene Soundsystem innen drin auch akustisch erlebbar wird. Aber nicht im Übermaß.

Toyota GR Yaris will flott gefahren werden

Aber wie sieht es auf normalen Straßen aus? Speziell im strikt tempolimitierten und flächendeckend überwachten Frankreich fühlt man sich mit dem GR Yaris eigentlich immer ein bisschen fehl am Platze. Das Gerät will flott gefahren werden, immerhin geht es auf Wunsch in 5,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Die Aufmerksamkeit ist jedenfalls permanent zu einem guten Teil und mehr oder weniger erfolgreich darauf gerichtet, nicht eines der ständig wechselnden Limits zu krass zu überschreiten. Und bis zu 230 km/h schnelles Geradeaus auf deutschen Autobahnen mag man sich auch nicht unbedingt als höchstes der Gefühle vorstellen.

Denn der Dreizylinder-Racer ist sinnvollerweise zwar nicht brutal hart, aber doch ziemlich straff abgestimmt, das ist auf der Langstrecke etwas anstrengend. Kurvenreiche Landstraßen mit maximal zwei Insassen passen jenseits der Rennstrecke eindeutig am besten zum Charakter des Viersitzers, dessen Fondplätze etwas mühsam zu erklimmen und wegen des stark abfallenden Dachs auch nicht gerade luftig sind. Der Kleine geht ab wie ein Großer, das Fahrwerk kommt auch mit äußerst zügigen Kurvenfahrten problemlos zurecht.

Änderungen nach Kritik

Auf die Kritik am etwas zu hoch montierten Schalensitz für den Menschen am Lenkrad bei Generation eins hat Gazoo Racing mit einer Absenkung um 2,5 Zentimeter reagiert, zudem wurde das Bedienfeld des 12,3-Zoll-Kombiinstruments etwas nach links geneigt und die Oberkante der Instrumententafel um 5 Zentimeter. Das Urteil nach den ersten Testrunden: Danke, passt so! Auch die neue Platzierung der Bedienelemente ist sinnvoll. So sind das Ladeluftkühler-Spray und die Taster für das Stabilitätssystem und den Warnblinker auch mit angelegtem Renngurt einfacher zu erreichen - ein klarer Fingerzeig, in welche Richtung die Überarbeitung zielt.

In seinen Dimensionen bleibt der GR Yaris unverändert. Diverse thermisch, aerodynamisch und servicetechnisch angezeigte Modifikationen etwa am unteren Kühlergrill, am unteren Stoßfänger, am Spoiler und am hinteren Stoßfänger fallen wohl nur Insidern auf. Auf den ersten Blick zu erkennen ist aber die neue Außenlackierung namens Precious Metal. Dazu gibt es noch die Farben Emotional Red, Precious Black und Super White/Platinum White Pearlescent. Und in der Ogier Edition zu Ehren des Rallyefahrers Sébastien Ogier, die sich unter anderem durch zwei spezielle Fahrmodi auszeichnet, kommt noch mattes Stealth Grey dazu. Die dreifarbig lackierte Rovanperä Edition, die Ogiers Kollegen Kalle Rovanperä gewidmet ist, hat etwa den Donut-Modus installiert, mit dessen Hilfe es sich besonders fein kreiseln lässt.

Mini-Bolide schluckt ordentlich

Er ist ein starkes Stück Technik auf kleinem Raum, dieser erneuerte GR Yaris. Trotz aller Faszination über die Leistung und das formidable Handling und trotz des Dauergrinsens bei der forcierten Kurvenhatz steht bei einem Mini-Boliden dieses Typs natürlich immer auch die Sinnfrage im Raum. Schließlich schluckt der Kleine schon laut WLTP-Norm 8,7 bis 9,5 Liter Sprit pro 100 Kilometer. Bei artgerechter Fahrweise wird es deutlich zweistellig. So richtig zeitgemäß ist das nicht. Vor allem beim Blick auf den zivilen Bruder Yaris Hybrid, mit dem man ohne große Probleme mit vier Litern Durchschnittsverbrauch unterwegs sein kann.

Eine übermäßige Verbreitung des Straßenfegers ist allerdings nicht zu erwarten. O-Ton Toyota: "Der GR Yaris wird in begrenzter Stückzahl verfügbar sein." Und das zu Preisen ab 47.490 Euro für den Handschalter und ab 49.990 Euro für die Automatik-Version. Die beiden Sondereditionen stehen jeweils ab 69.900 Euro in der Preisliste.

Toyota GR Yaris - technische Daten

Dreitüriger, viersitziger Kleinwagen

Länge: 4,00 Meter, Breite: 1,81 Meter (mit Außenspiegeln: k.A.), Höhe: 1,46 Meter, Radstand: 2,56 Meter, Kofferraumvolumen: 174 Liter

1,6-Liter-Dreizylinder-Turbobenziner, 206 kW/280 PS, maximales Drehmoment: 390 Nm bei 3250-4600 U/min, Achtgang-Automatik oder Sechsgang-Handschaltgetriebe, Allradantrieb

0-100 km/h: 5,2 s, Vmax: 230 km/h, WLTP-Normverbrauch: 9,5 (Automatik) und 8,7 Liter/100 Kilometer (Handschalter), CO2-Ausstoß: 215 und 198 g/km (WLTP), Abgasnorm: Euro 6d, Effizienzklasse: G

Preis: ab 47.490 Euro (Handschalter) und ab 49.990 Euro (Automatik)

Quelle: ntv.de, Rudolf Huber, sp-x


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