Mercedes Vito und Sprinter mit Allrad - Transporter gehen ins Gelände

  17 Dezember 2024    Gelesen: 157
  Mercedes Vito und Sprinter mit Allrad - Transporter gehen ins Gelände

Allrad boomt - auch bei Transportern, die eine wichtige Basis für Wohnmobilhersteller sind. Doch im Detail unterscheiden sich die Systeme, wie ein Blick auf Mercedes zeigt.

Ob Ford, VW, Fiat oder Mercedes, alle Volumenhersteller bieten ihre großen Transporter auch mit Allradantrieb an. Nicht ohne Grund: Vor allem bei Campervans und Wohnmobilen liegen 4x4-Modelle im Trend. Weshalb die Aus- und Aufbauer bei den Fahrzeugherstellern eifrig ordern. Im Handwerk und in der Baubranche wächst die Nachfrage nach geländegängigen Modellen ebenfalls. Mal müssen Handwerker auf matschige Baustellen gefahren werden, mal Material zu abgelegenen Windparks, Staudämmen oder Bahnstrecken.

Noch bis vor einigen Jahren waren Transporter mit Allradantrieb echte Exoten. Selbst bei dem seit 1995 gebauten Mercedes Sprinter sowie dem Schwestermodell VW Crafter gingen ein paar Jahre ins Land, bevor alle vier Räder angetrieben wurden. Heute gehört Mercedes zu den Marken mit einer großen 4x4-Auswahl für Gewerbekunden. Ein Allrad-Fahrgestell für Aus- und Aufbauer ist ebenso erhältlich wie ein Kombi oder der Kastenwagen in diversen Längen und Höhen bis 5,5 Tonnen Gesamtgewicht.

Torque-on-Demand-System statt früherer einfacher Lösung

Mittlerweile begnügen sich die Schwaben beim Sprinter aber nicht mehr mit der einfachen Lösung früherer Versionen, bei denen man den Allradantrieb noch zuschalten musste und der 35 Prozent des Drehmoments an die Vorder- und 65 Prozent an die Hinterachse leitete. Es gibt auch keine zuschaltbaren Differenziale und Untersetzungen mehr.

Stattdessen verbaut Mercedes ein sogenanntes Torque-on-Demand-System mit einer im Verteilergetriebe integrierten, elektronisch geregelten Lamellenkupplung. Auf rutschigem Untergrund verteilt sie die Antriebskraft bedarfsgerecht zwischen Vorder- und Hinterachse. Sobald ein Rad durchzudrehen droht, wird Drehmoment weggenommen oder sogar das Rad eingebremst.

Ist kein Drehmoment mehr nötig, etwa weil bei starkem Bremsen mit ABS-Eingriff, schaltet sich der vordere Antriebsstrang ab und das Moment wird auf null reduziert. Droht der schwere Transporter unter Last auszubrechen, verteilt die Technik das Antriebsmoment so, dass sich das Fahrzeug stabilisiert. Erst wenn das nichts hilft, greift das ESP ein.

Das Ganze geschieht vollautomatisch. Der Fahrer kann lediglich noch eine Bergabfahrhilfe dazuschalten. Sie bremst auf rutschigem und steilem Gefälle die Räder selbstständig ab und lässt die schwere Fuhre langsam und sicher den Berg hinunterkriechen. Außerdem unterscheidet sich der Sprinter von vielen anderen Modellen durch seine höhere Bodenfreiheit. Gerade deshalb ist er bei den Wohnmobilherstellern besonders beliebt. Die Technik hat allerdings ihren Preis: Der nur in Kombination mit einem 190-PS-Diesel und nur mit Automatik erhältliche Allradantrieb kostet netto gut 5000 Euro extra.

Günstiger beim Mercedes Vito

Günstiger wird's beim kleineren Vito, für den das etwas einfachere 4x4-System nur knapp 3500 Euro kostet, dafür aber gleich in Kombination mit drei Dieselmotoren erhältlich ist. Außerdem hat der allradgetriebene Lieferwagen keine erhöhte Bodenfreiheit. Beides aus gutem Grund: Zum einen ist der Midsize-Van stärker bei budgetorientierten Gewerbetreibenden verwurzelt. Zudem spielt in diesem Segment die Fahrzeughöhe eine wichtige Rolle: Mit knapp unter zwei Metern darf auch der Vito 4ETS in die meisten Parkhäuser einfahren.

Auch im Vito verteilt die Lamellenkupplung des Zentraldifferenzials das Antriebsmoment bedarfsgerecht, jedoch nur zwischen den beiden Achsen. Mechanische Differenzialsperren werden durch elektronisch gesteuerte Bremseingriffe der Antriebsschlupfregelung ersetzt. Baut ein Rad Schlupf auf, wird es also gezielt abgebremst und die Antriebskraft auf das andere Rad der Achse geleitet.

Für normale Einsätze auf Schnee, Eis oder ebenem, matschigem Untergrund genügt die einfachere 4x4-Version in der Regel. Die Unterschiede zwischen den 4x4-Varianten von Sprinter und Vito zeigen sich erst am Berg und im tiefen Schnee. Dort baut der große Kastenwagen spürbar schneller Traktion auf als der Vito, den die vielen Bremseingriffe im Extremfall sogar ganz ausbremsen. Dann hilft nur: ESP abschalten und sich mit durchdrehenden Rädern frei graben.

Quelle: ntv.de, Hanno Boblenz, sp-x


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