Gemeinsam mit dem Umweltbundesamt schlägt Kühn ein freiwilliges "Autofasten" von Aschermittwoch bis Ostern vor. Der zwischenzeitliche Verzicht auf das Auto könne dazu motivieren, auch dauerhaft auf Bus, Bahn oder das Rad umzusteigen - der Umwelt zuliebe.
Der Wunsch von Kühn und Umweltbundesamt: Während der 40 Fastentage sollten die Bahn und regionale Verkehrsträger allen "Autofastern" Sonderrabatte gewähren. So könnten sie neue Kunden anlocken, teilten Kühn und Katrin Dziekan vom Umweltbundesamt in einer gemeinsamen Erklärung mit.
Auch Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) unterstützt die Aktion. Es gehe nicht darum, das Autofahren gänzlich zu verbieten. "Aber wir können unsere Perspektiven ändern, wenn wir ganz bewusst und zumindest in der Fastenzeit auf andere Verkehrsmittel umsteigen", ließ sie mitteilen.
Drei von vier Haushalten hierzulande haben mindestens ein Auto. Bundesweit gibt es rund 45 Millionen Fahrzeuge.
Ende Januar hatte das Umweltbundesamt mitgeteilt, dass auch 2016 die Luft in deutschen Städten zu stark mit Stickstoffdioxid belastet war. Schuld sind vor allem alte Diesel-Autos. Auch für Ozon und Feinstaub werden die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Werte deutlich überschritten. (In welchen Städten die Luft am schlechtesten ist, zeigt diese interaktive Karte.)
Wer hat's erfunden? Die Kirche
Angestoßen haben das "Autofasten" vor 20 Jahren die Kirchen. "In der Fastenzeit sind wir Christen aufgefordert, unsere Lebensgewohnheiten zu überdenken und zu überprüfen", sagte denn auch der Umweltbeauftragte des Bistums Mainz, Franz Hock.
Selbst der Verkehrsclub ADAC hat keine grundsätzlichen Einwände. Der freiwillige Autoverzicht müsse auch nicht auf die Fastenzeit beschränkt bleiben, sagte ADAC-Sprecher Andreas Hölzel. Vor allem kurze Strecken ließen sich gut zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen. Für längere Distanzen brauche es aber konkurrenzfähige Alternativen.
Er verwies auf eine ADAC-Umfrage, wonach viele Menschen bereit wären, auf Bus und Bahn umzusteigen - wenn die Fahrpreise niedriger wären, die Verbindungen schneller und zuverlässiger und das Tarifsortiment verständlicher.
Stefan Küper vom Umweltverband Germanwatch wendet ein, dass bei genauer Berechnung das Auto der eigentliche Kostentreiber sei. "Gerade bei Einbezug der Fixkosten wie Wertverlust des Wagens, Steuern, Versicherung, TÜV und so weiter fährt es sich mit Bus und Bahn in der Regel deutlich günstiger", sagte er. Zudem gebe es vielerorts gute Carsharing-Angebote.
Auch er räumt aber ein: "Natürlich gibt es insbesondere auf dem Land Wohnlagen, in denen es ganz ohne Auto nur schwer geht."
Aufregung hatte zuletzt die Landesregierung in Baden-Württemberg mit ihrer Entscheidung ausgelöst, in Stuttgart ab 2018 an Tagen mit hoher Schadstoffbelastung zentrale Straßen im Talkessel für viele Diesel-Fahrzeuge zu sperren. Der Städtetag erklärte, auch andernorts werde man an Fahrverboten wohl nicht vorbeikommen.
Quelle : spiegel.de
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