Die amerikanische Regierung schickt Versuchs-Affen in Rente

  26 November 2015    Gelesen: 850
Die amerikanische Regierung schickt Versuchs-Affen in Rente
Bereits vor zwei Jahren hat die USA nach einer Empfehlung des “Institute of Medicine“ (IOM) über 300 Schimpansen in die Freiheit entlassen. In einem Schutzgebiet sollten sie den Rest ihres Lebens verbringen. Jetzt will das “National Institute of Health“ (NIH) auch die restlichen Testaffen aus der Gefangenschaft entlassen. Sie möchten die medizinische Forschung mit Primaten auf null Prozent herunterfahren.
Die fünfzig Schimpansen, die derzeit noch als Versuchstiere gehalten werden, sollen auch in einem Schutzgebiet ihre Freiheit finden. 82 weitere Primaten, werden derzeit zwar vom “NIH“ unterstützt, aber sind im Besitz des “Southwest National Primate Research Center“. Diese Anzahl soll demnächst auch Schritt für Schritt abgebaut werden.

Francis Collins, Direktor des “NIH“, sagt im Interview mit "Nature", dass sie in den letzten fünf Jahren einen Punkt erreicht haben, an dem Schimpansen für die Forschung einfach nicht mehr nötig waren. Das “IOM“ hat einen Bericht verfasst, der die Latte für Experimente mit Schimpansen sehr hoch gelegt hatte. Demnach durften nur noch äußerst wichtige Versuche mit den Tieren durchgeführt werden. Und nur noch mit 50 Tieren. Vor allem Infektionskrankheiten durften ab diesem Zeitpunkt noch an den Affen getestet werden.

Der “US Fish and Wildlife Service“ (FWS) gab im Juni dieses Jahres Versuchs-Schimpansen dieselben Schutzrechte wie bedrohten Tierarten. Dadurch waren fast alle invasiven Forschungen, wie Operationen, Punktionen oder ähnliche Körperverletzungen verboten. Nichtinvasive Versuche waren aber weiterhin erlaubt. Dazu zählen Urintests, oder Elektrokardiogramme. Stephen Ross, ein Spezialist für tierisches Verhalten, sagt: “Es ist klar, dass Schimpansen keine notwendige Ressource in der biomedizinischen Forschungswelt sind.“

In Deutschland und vielen weiteren Ländern sind die Versuche mit Menschenaffen schon längst verboten. Trotzdem werden noch über zwei Tausend Affen in Deutschland für Tests verwendet. Insgesamt wurden laut Statista 2013 in Deutschland fast drei Millionen Tiere für wissenschaftliche Versuche verwendet.

Die Schimpansen werden deshalb besonders gerne für medizinische Forschungen gehalten, weil sie dem Menschen genetisch und physisch sehr ähneln. Jetzt müssen wohl auch in Amerika andere Tiere gefunden werden, die sich für die Versuche eignen. Viele meinen, es sei unethisch, Versuchstiere zu halten und ihnen absichtlich zu schaden.

Aber nicht jeder ist zufrieden mit der Entscheidung der amerikanischen Regierung: Allyson Bennet arbeitet an der Universität Wisconsin-Madison im Primaten-Labor. Sie sagt, dass die Schutzgebiete nicht die gleichen Standards wie die des NIH hätten. Sie würden nicht so strikt überwacht werden. Außerdem solle die Verlegung den Tieren in noch mehr Stress versetzen.

Collins möchte zwanzig Primaten des NIH in den „Affenhimmel“, ein von der Regierung finanziertes Tierasyl in Louisiana verlegen. Danach sollen 139 Menschenaffen der “University of Texas MD Anderson Cancer Center“ folgen. Der Direktor des NIH hat dafür um Hilfe von Planungs- und Strategie-Initiativen gebeten, da nur wenige Tierheime die Versuchs-Schimpansen aufnehmen können. Und diejenigen, die es dürften, hätten nur noch wenig Kapazitäten.



Das “MD Anderson’s Keeling Center for Comparative Medicine and Research“ in Bastrop, Texas, sei auch von der Maßnahme der Regierung betroffen, obwohl die Tiere dort nur beobachtet werden schreibt “Nature“. Der Direkter, Christian Abee, meint, dass die Verlegung in Tierasyle für seine Einrichtung nicht gerechtfertigt sei. Der Affenhimmel müsse neue Gebäude bauen, während ihre leer stünden.

“Diese Entscheidung demonstriert einen fundamentalen Mangel an Verständnis der Pflegequalität und der Lebensqualität, mit der Affen im Keeling Center versorgt werden“, so Abee. Collins stimme dieser Aussage zwar zu, ihm sind aber aufgrund des Gesetzes die Hände gebunden.

Tierschützer befürworten die Regierungsmaßnahme

“PETA“-Mitglieder wollen dennoch, dass die Regelung durchgesetzt wird: „Experimente mit Schimpansen sind ethisch, wissenschaftlich und rechtlich nicht vertretbar und wir sind erleichtert und glücklich dass das NIH sein Versprechen erfüllt und dieses dunkle Erbe endlich beendet“, so Justin Goodman, Direktor der laboratorischen Ermittlungen von PETA.

Erst am 20. Oktober haben sie 100 Briefe in Collins Nachbarschaft verteilt, um sie um Unterstützung zu beten. Sie sollen den Direktor des NIHs davon überzeugen die Jungen der Schimpansen bei ihren Müttern zu lassen, anstatt mit ihnen zu experimentieren.

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