„Wenn man sich die Schlagzeilen anschaut, ist die Türkei normalerweise nicht wegen ihres wirtschaftlichen Erfolges in den Nachrichten, aber sie sollte es vermutlich sein“, sagt Joseph Parilla, ein Analyst von Brookings, der an dem Bericht mitgearbeitet hat. „Die Türkei macht eine ziemlich gute makroökonomische Politik.“
In dem Bericht, der die Städte nach Beschäftigung, Wachstum und Pro-Kopf-Output einteilt, steht im Wortlaut: „Trotz Einschränkungen bei der nationalen Sicherheit, war 2014 für türkische Städte ein außergewöhnlich erfolgreiches Jahr. İzmir, Istanbul and Bursa gehören zu den fünf wirtschaftlich am stärksten wachsenden Städten. Ihr Wachstum haben sie vor allen Dingen dem starken Anstieg der Geschäfts- und Finanzdienstleistungen zu verdanken“. So zitiert die türkische Zeitung Hürriyet.
Die Türkei profitiert von ihrer geographischen Lage zwischen Europa und Asien und von den hohen Investitionen in Straßen- und andere Infrastrukturprojekte. Kurzfristig werden dadurch Arbeitsplätze geschaffen und langfristig wird die Wirtschaft effizienter, kann man im Bericht außerdem lesen.
Der Rest
Städte in reichen Ländern haben in der Regel schlecht abgeschnitten. Dennoch gab es US-amerikanische und britische Städte, die sich verbessert haben: Drei amerikanische Städte sind unter den besten 50 – Austin, Houston, Texas und Raleigh. In Großbritannien kam London auf Platz 26 und Manchester auf Platz 60. Die amerikanischen und die britischen Städte haben fünf Jahre nach Ende der Rezession wirtschaftlich wieder an Fahrt gewonnen. In den entwickelten Wirtschaften wie Nordamerika und West-Europa, schneiden Städte wie London und Houston hervorragend ab, während andere Städte wie Rotterdam oder Montreal Probleme habe“, zitiert Hürriyet Joseph Parilla.
27 der 50 erfolgreichsten Städte sind in China. Dem Bericht zufolge findet das Wachstum in China in zunehmendem Maße allerdings in den traditionell unterentwickelten Städten im Landesinneren statt und nicht in den boomenden Städten an der Küste.
Die 18 Städte, die sich weltweit auf die Produktion von Handelswaren, wie zum Beispiel Öl spezialisiert haben, hatten im vergangenen Jahr die höchsten Pro-Kopf Wachstumsrate zu melden (2,6 Prozent). Der seit kurzem zu verzeichnende Anstieg der Öl- und Gas Produktion in Nordamerika erklärt den wirtschaftlichen Erfolg von Städten wie Calgary, Denver, Houston und Tulsa, kann man weiterhin im Bericht lesen.
Nichtsdestotrotz könnte das Ranking im nächsten Jahr deutlich anders ausfallen: Die Ölpreise sind von 107 $ für ein Barrel im vergangenen Juni auf weniger als 48 $ pro Barrel gefallen. Der wirtschaftliche Erfolg der Städte, die von dem Energie-Boom profitiert haben, steht somit auf dem Spiel.
Seit Anfang Dezember des vergangenen Jahres hat die Türkei den Vorsitz der G20-Staaten. Das Land steht nun für ein Jahr symbolisch für die 20 wirtschaftsstärksten Nationen der Welt, deren Staatschefs sich im kommenden Jahr in der Türkei treffen. Trotz der andauernden Konflikte in der Region, konnte sich die Volkswirtschaft Ankaras gegen alle negativen Einflüsse wehren: Selbst eine ständige Vertretung der G20-Staaten in der Türkei scheint denkbar. Unter türkischer Führung sollen besonders Entwicklungs- und Schwellenländer in die Arbeit der G20 mit einbezogen werden.
Der Europa-Direktor des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos, Nicholas Davis, hatte noch im vergangenen Jahr die zunehmende Bedeutung der Türkei auf dem internationalen Parkett hervorgehoben: „Das Land ist jetzt die sechzehnt größte Volkswirtschaft der Welt und die sechstgrößte in Europa“, zitiert die türkische Zeitung Sabah den Europaleiter. Mittlerweile genieße die Türkei seiner Ansicht nach internationale Glaubwürdigkeit in Bezug auf die Verwaltung der öffentlichen Finanzen und gelte als Motor für das regionale Wachstum. Die Herausforderung für die Türkei bestünde nun darin, den Wachstumskurs weiter fortzusetzen und gleichzeitig die Abhängigkeiten von ausländischem Kapital zu reduzieren. Die Ratingagentur Fitch warnte bereits im vergangenen Jahr, dass die türkische Abhängigkeit von kurzfristigem Auslandskapital ein Risiko für das Land darstelle. Doch aufgrund der stabilen Banken-Strukturen der Türkei sei ein Crash aktuell unwahrscheinlich
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