Ein 200-jähriger Weg, der von Berlin nach Baku führt

  22 Dezember 2015    Gelesen: 910
Ein 200-jähriger Weg, der von Berlin nach Baku führt
Mit einer gemeinsamen Unterstützung des Internationalen Zentrums für Multikulturalismus, der Sächsischen Staats-und Landesbibliothek, der Stiftungsprofessur “Geschichte Aserbaidschans” von Humbolt-Universität zu Berlin, Universität Augsburg und der Gesellschaft Oswald Volksstein hat in Dresden ein Kolloquium zum Thema "Toleranz im Epos „Kitab Dede Korkut" als eine der literarischen Quellen des aserbaidschanischen Multikulturalismus“ stattgefunden.
Den ältesten und einzig vollständigen Überlieferungszeugen dieser Heldendichtung hütet die Sächsischen Staats- und Landesbibliothek Dresden.

Nach Angaben des Internationalen Zentrums für Multikulturalismus nahmen an der Veranstaltung aserbaidschanische und deutsche Wissenschaftler, Vertreter der lokalen Gemeinschaft, Staatsberater für multinationale, multikulturelle und religiöse Angelegenheiten, Akademiker Kamal Abdullayev, aserbaidschanischer Botschaftrat in Deutschland Almas Mammadov und Direktor der Sächsischen Staats-und Landesbibliothek, Professor Thomas Bürger und andere Prominenten teil.

Die in arabischer Schrift mit roten Auszeichnungen geschriebene Dresdner Handschrift Kitab-i Dedem Korkut - Mscr.Dresd.Ea.86 aus dem 16. Jahrhundert ist der einzige vollständig erhaltene Textzeuge des Nationalepos des turksprachigen Nomadenvolkes der Oghusen, der Vorfahren von Türken, Aserbaidschanern und Turkmenen. Eine zweite, ebenfalls im 16. Jahrhundert entstandene Handschrift in der Biblioteca Apostolica Vaticana (Vat.turc.102, Bl. 58v – 106) überliefert nur die Hälfte des Textes.

Der Autor und Barde Dede Korkut erzählt zwölf Geschichten von oghusischen Helden, Gebräuchen und kriegerischen Auseinandersetzungen, deren mündliche Tradition bis ins erste Jahrtausend n. Chr. zurückreicht. Die Handschrift ist erstmals in einem um 1750 entstandenen Katalog der Kurfürstlichen Bibliothek zu Dresden nachweisbar.

Die UNESCO erklärte das Jahr 1999 zum "Dede-Korkut-Jahr". Dazu lud die UNESCO 1999 Gäste aus Aserbaidschan und anderen turksprachigen Ländern nach Dresden ein, um die Handschrift zu feiern. Der moderne Ledereinband ist ein Gastgeschenk aus dem Jahr 2004.

2015 jährt sich die Veröffentlichung der ersten deutschen Teilübersetzung des Dede Korkut durch den Orientalisten Heinrich Friedrich von Diez (1751-1817) nach einer heute in der Staatsbibliothek Berlin bewahrten Abschrift des Dresdner Originals zum 200. Mal. Aus diesem Anlass hat der aserbaidschanische Staatspräsident Ilham Aliyev 2015 zum Jahr des Dede Korkut ausgerufen.

Im Anschluss an die Reden hatte Teilnehmer Gelegenheit, die Dresdener Handschrift von „Dede Korkut" kennen zu lernen. Angesichts der Bedeutung von Materialien des Kolloquiums wurde es beschlossen, sie in den aserbaidschanischen und deutschen Sprachen in Dresden zu veröffentlichen und an die Öffentlichkeit zu vermitteln.

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