Depressiv statt schlank

  28 Januar 2016    Gelesen: 1013
Depressiv statt schlank
Jeder vierte Erwachsene in Deutschland ist fettleibig. Adipositas-Medikamente sollen helfen, die Pfunde wieder loszuwerden. Viele Pillen schaden aber mehr als sie nützen.
13 Prozent der Weltbevölkerung sind mittlerweile fettleibig. In Deutschland wiegt sogar jeder Vierte, in den USA etwa jeder Dritte bedeutend zu viel. Das zeigen aktuelle Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Um das krankhafte Übergewicht zu bekämpfen, gibt es verschiedene Ansätze: Ernährungsumstellung, Verhaltenstherapie, Operationen – und die Behandlung mit Medikamenten.

Doch können Tabletten wirklich helfen, überschüssige Kilos loszuwerden? Und falls ja: Sollten Ärzte ernsthaft Pillen verschreiben, um Menschen vom Fett zu befreien?

Wenig wirkt, gesund ist nichts

Der Vorteil von Pillen besteht in der einfachen Anwendung. Ein-, zweimal am Tag eine Kapsel schlucken, schon schwinden die Pfunde – so die Idee. In der Praxis aber gestaltet sich die Behandlung von Adipositas mit Medikamenten schwierig, wie eine nun veröffentlichte Analyse zeigt. Der Biochemiker Alan Saltiel hat zusammengefasst, welche pharmakologischen Behandlungsmöglichkeiten es in den USA bereits gibt und wie sinnvoll sie sind. Das Ergebnis: Es gibt zwar Medikamente und sie wirken – doch gut für die Gesundheit sind sie nicht (Science Translational Medicine, 2016).

"Die Geschichte der Adipositas-Medikamente ist bisher eine ziemlich erfolglose", schreibt Saltiel. Es habe kaum eine Entwicklung gegeben, die Adipositas-Kranken wirklich helfen würde. Für Saltiel liegt das unter anderem daran, dass der Gleichgewichtszustand zwischen Energieaufnahme und -verbrauch, der im menschlichen Körper herrschen sollte, noch nicht genügend erforscht ist. Auch Energie-Homöostase genannt. Das Prinzip ist zunächst einfach: Nimmt ein Mensch mehr Kalorien, also Energie, auf, als er verbraucht, so nimmt er zu. Nimmt er weniger Energie auf, als er verbraucht, so nimmt er ab. Ist die Energiebilanz auf Dauer positiv, kann das zu Übergewicht und Fettleibigkeit führen. Doch bislang ist unbekannt, wie die dahinterliegenden Mechanismen genau funktionieren.

Wenig wirkt, gesund ist nichts

Der Vorteil von Pillen besteht in der einfachen Anwendung. Ein-, zweimal am Tag eine Kapsel schlucken, schon schwinden die Pfunde – so die Idee. In der Praxis aber gestaltet sich die Behandlung von Adipositas mit Medikamenten schwierig, wie eine nun veröffentlichte Analyse zeigt. Der Biochemiker Alan Saltiel hat zusammengefasst, welche pharmakologischen Behandlungsmöglichkeiten es in den USA bereits gibt und wie sinnvoll sie sind. Das Ergebnis: Es gibt zwar Medikamente und sie wirken – doch gut für die Gesundheit sind sie nicht (Science Translational Medicine, 2016).

"Die Geschichte der Adipositas-Medikamente ist bisher eine ziemlich erfolglose", schreibt Saltiel. Es habe kaum eine Entwicklung gegeben, die Adipositas-Kranken wirklich helfen würde. Für Saltiel liegt das unter anderem daran, dass der Gleichgewichtszustand zwischen Energieaufnahme und -verbrauch, der im menschlichen Körper herrschen sollte, noch nicht genügend erforscht ist. Auch Energie-Homöostase genannt. Das Prinzip ist zunächst einfach: Nimmt ein Mensch mehr Kalorien, also Energie, auf, als er verbraucht, so nimmt er zu. Nimmt er weniger Energie auf, als er verbraucht, so nimmt er ab. Ist die Energiebilanz auf Dauer positiv, kann das zu Übergewicht und Fettleibigkeit führen. Doch bislang ist unbekannt, wie die dahinterliegenden Mechanismen genau funktionieren.

In Deutschland sind drei Adipositas-Medikamente zugelassen. Nur eines davon ist auf dem Markt: Orlistat. Es wirkt im Darm und hemmt dort den Abbau von Triglyceriden. So gelangt weniger Fett in den Blutkreislauf. Doch: "Die Fette, die nicht aufgenommen werden, müssen ja irgendwie wieder aus dem Körper heraus", erklärt Engeli. Ohne Ernährungsumstellung führe das Medikament deshalb häufig zu Durchfall oder sogar Stuhlinkontinenz. Stelle der Patient die Ernährung um und verzichte weitgehend auf Fette, sei das Medikament aber nahezu überflüssig: Wenn kein oder nur wenig Fett aufgenommen wird, muss der Abbau im Darm auch nicht gehemmt werden. Ein weiteres Problem: Der Effekt hält an, solange das Medikament eingenommen wird. Wird es abgesetzt, nehmen die meisten Patienten schnell wieder zu.

Engeli rät deshalb, zunächst auf die klassischen Therapien zu setzen. "Die Effekte der erhältlichen Mittel lassen sich durch eine Ernährungsumstellung, Sport und eine Verhaltenstherapie oft ebenso gut erreichen", sagt der Pharmakologe. Letztlich aber sei die Geschichte des Patienten entscheidend: Hat er all das bereits hinter sich, das Gewicht aber ist dennoch besorgniserregend, könnten die Medikamente eine Alternative sein. "Manchen Menschen ist es einfach nicht möglich, ihr Verhalten zu ändern", sagt Engeli. Oft nähmen Patienten durch Diät, Therapie und Sport zunächst ab, nur um danach noch mehr zuzunehmen. "Wir wissen noch nicht, wie gefährlich diese Schwankungen für den Körper sind."


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