Er starb am Sonntag im Alter von 84 Jahren in seiner New Yorker Wohnung eines natürlichen Todes, wie seine Mitarbeiter auf der offiziellen Facebook-Seite des Künstlers mitteilten. Seine Einkleidung des Reichstages in helle Gewebebahnen 1995 gehörte zu seinen aufwändigsten Werken.
Bei seinen Mammutprojekten arbeitete der aus Bulgarien stammende Christo Vladimirov Javacheff jahrzehntelang mit seiner Frau Jeanne-Claude zusammen, die bereits 2009 verstarb. Ihre Verhüllungswerke brachen Sehgewohnheiten auf und versetzten die Betrachter in Verblüffung.
"Christo hat sein Leben in vollen Zügen gelebt, das Unvorstellbare nicht nur ausgedacht, sondern es verwirklicht", erklärte sein Büro. Auch die Bundesregierung würdigte Christos Lebenswerk. Er habe "die Menschen weltweit gelehrt, neu und schärfer zu sehen", schrieb Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) im Onlinedienst Twitter. "Die Tage des verhüllten Reichstages sind mit ihrem Charakter eines friedlichen Volksfestes Teil unseres kollektiven gesellschaftlichen Gedächtnisses geworden."
Außenminister Heiko Maas (SPD) erklärte, Christo und Jeanne-Claude hätten "mit Kunst unsere Welt bereichert". Mit der Reichstags-Verhüllung hätten sie "unserem wiedervereinten Land ein spektakuläres Denkmal" gesetzt. Der verhüllte Reichstag hatte damals fünf Millionen Zuschauer angelockt.
Weltberühmt wurde Christo auch durch die Verhüllung der Pariser Brücke Pont-Neuf 1985. Zu seinem Werk gehören ferner Landschaftsprojekte wie "The Floating Piers" - mit gelbem Stoff bespannte Stege auf dem italienischen Iseosee - oder "The Gates" im New Yorker Central Park. Im Londoner Hyde Park stapelte er bunte Ölfässer zur "The London Mastaba" auf.
In Deutschland war Christo immer wieder aktiv. Er nahm wiederholt an der Documenta in Kassel teil und schuf zwei Projekte für den Gasometer in Oberhausen: "The Wall" (1999) und "Big Air Package" (2013).
Der schmale Mann mit dem halblangen weißen Haar und seine Frau waren eines der prominentesten Künstlerehepaare der Gegenwart. Oft brauchten sie Jahre für die Planung ihrer zumeist sehr kostspieligen Projekte, die häufig nur für einen kurzen Zeitraum gezeigt wurden. Um ihre Werke zu finanzieren und ihre Unabhängigkeit zu bewahren, verkauften Christo und Jeanne-Claude Collagen und Zeichnungen aus den Planungsphasen zu stolzen Preisen.
Geboren wurde Christo am 13. Juni 1935 im bulgarischen Gabrovo. 1956 floh er in einem Güterzug vor dem kommunistischen Regime und dem an der Kunsthochschule in Sofia gelehrten sowjetischen Realismus. Er lebte in verschiedenen Ländern, bevor er 1958 in Paris seine spätere Ehefrau Jeanne-Claude Denat de Guillebon kennenlernte. Das Paar ließ sich in den sechziger Jahren in den USA nieder.
Das Centre Pompidou in Paris bezeichnete Christo als einen "Zauberer", der einen wesentlichen Beitrag zur zeitgenössischen Kunst geleistet habe. Im Centre Pompidou sollte im März eine Ausstellung über Christo und Jeanne-Claude eröffnet werden, die aber wegen des Coronavirus verschoben wurde. Sie soll nun ab 1. Juli gezeigt werden.
Christos letztes Großprojekt war die Verhüllung des Pariser Triumphbogens. Es soll trotz seines Todes weiterhin zwischen dem 18. September und 3. Oktober 2021 realisiert werden, wie Christos Büro ankündigte. Das Projekt war eigentlich für dieses Jahr geplant gewesen, aber ebenfalls wegen der Corona-Pandemie verschoben worden.
Die Mitteilung von Christos Büro zu seinem Tod endete mit den Worten: "1958 schrieb Christo in einem Brief: 'Schönheit, Wissenschaft und Kunst werden immer triumphieren.' An diesen Worten halten wir uns heute fest."
AFP.com
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