Ärzte-Organisation rechnet mit hohen Kosten für Steuerzahler durch Atomausstieg

  06 März 2016    Gelesen: 653
Ärzte-Organisation rechnet mit hohen Kosten für Steuerzahler durch Atomausstieg
Die Organisation Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW) rechnet mit hohen Folgekosten des Atomausstiegs für die deutschen Steuerzahler. "Der Steuerzahler wird auf dem Großteil der Kosten sitzenbleiben, egal was die Kommission rät", sagte der Vizevorsitzende der deutschen IPPNW-Sektion, Alex Rosen, der Nachrichtenagentur AFP mit Blick auf den Beratungen der Atomkommission.
Die Kommission war vom Kabinett eingesetzt worden. Sie soll prüfen, wie der Atomausstieg finanziert und die langfristige Verantwortungsübernahme der Versorger Eon, RWE, EnBW und Vattenfall erfüllt werden kann.

"Wir werden für die Kosten geradestehen müssen, weil keines dieser Unternehmen die wirtschaftlichen Möglichkeiten hat, den Rückbau der Atomkraftwerke und die Entsorgung des Atommülls für hunderte, wenn nicht tausende von Jahren, sicherzustellen", sagte Rosen. "Jetzt wird um ein paar hunderte Millionen, vielleicht auch Milliarden Euro geschachert, aber wir reden von einer Zeit, die gar nicht abschätzbar sein wird", sagte der Vize der deutschen Sektion der mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichneten internationalen Organisation.

Rosen verwies darauf, dass es noch zahlreiche offene Fragen gebe, darunter die des Rückbaus von Atomkraftwerken. "Wer sagt zum Beispiel, dass ein Atomkraftwerk zwangsläufig rückgebaut werden muss? Wäre es nicht in einzelnen Fällen die gesundheitlich und sicherheitstechnisch beste Option, ein Atomkraftwerk dauerhaft stehen zu lassen?"

Natürlich müsse das hochradioaktive Material wie Brennstäbe entfernt werden. Aber gering radioaktive Stoffe, die Armaturen, Beton- und Metallteile ließen sich versiegeln. So könne verhindert werden, dass Akw unter Gefährdung von Arbeitern und Bevölkerung über Jahrzehnte zurückgebaut werden müssten und hunderte Tonnen radioaktiven Mülls anfielen.

Rosen gab den Energieversorgern die Schuld an ihrer schwierigen finanziellen Lage im Zuge des Atomausstiegs. "Die Konzerne habe sich selbst in diese Situation gebracht, da sie jahrzehntelang auf das falsche Pferd gesetzt haben, auf eine Technologie des 20. Jahrhunderts, während sie eigentlich in die Zukunft hätten schauen müssen, auf moderne Speicherkapazitäten, erneuerbare Energien, Energiespar- und Effizienzmaßnahmen." Inzwischen seien sie in diesen Bereichen gegenüber ausländischen Unternehmen und manchen Start-Ups weit im Hintertreffen.

Angesichts der besorgniserregenden Lage der deutschen Energiemonopolisten müsse "man versuchen, möglichst viel von dem Geld rauszuholen, das sie zurückgelegt haben oder zurücklegen sollten, damit der Steuerzahler am Ende nicht auf den Kosten sitzen bleibt", sagte Rosen der AFP. "Die ernsten Probleme dieser Unternehmen sind nicht Folge einer politischen Entscheidung, sondern des wirtschaftlichen Fehlverhaltens der Unternehmen, die immer davon ausgegangen sind, dass die Kosten der Steuerzahler übernimmt."

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