Japan will seiner Energie wieder aus Atomstrom beziehen

  11 März 2016    Gelesen: 992
Japan will seiner Energie wieder aus Atomstrom beziehen
Erst vier japanische Atomreaktoren sind seit der Katastrophe von Fukushima wieder ans Netz gegangen. Bei zwei Meilern hat ein Gericht den Weiterbetrieb nun gestoppt - wegen Sicherheitsbedenken.
Das Herz klopft mir bis zum Hals. Habe ich die Klappe zu weit aufgerissen? Hätte ich nicht doch lieber „Nein" sagen sollen? Mist, jetzt komme ich nicht mehr raus aus der Nummer. Doch trotz all meiner Zweifel freue ich mich auch auf das, was gleich passieren wird. Es ist längst überfällig.

Ich bin Anfang 20 und wir kennen uns schon ein paar Jahre. Mit 15 haben wir uns zum ersten Mal geküsst. Doch es hat nie gepasst mit uns. Entweder hatte ich einen Freund oder er eine Freundin.

Kurz nach ihrem Wiederanfahren hat ein japanisches Gericht die Abschaltung zweier Atomreaktoren im Kraftwerk Takahama angeordnet. Betroffen sind die Reaktoren drei und vier der Anlage etwa 350 Kilometer westlich der Hauptstadt Tokio, wie das Gericht am Mittwoch entschied. Beide waren kürzlich wieder hochgefahren worden, Reaktor vier wurde im Februar aber wegen technischer Probleme wieder vom Netz genommen.

Nach der Atomkatastrophe von Fukushima im März 2011 waren alle Atomanlagen in Japan abgeschaltet worden. Seitdem gelten schärfere Sicherheitsauflagen. Im vergangenen Jahr wurden im AKW Sendai im Südwesten Japans dann die ersten zwei Reaktoren wieder ans Netz genommen, später folgten trotz heftiger Proteste in der Bevölkerung die beiden Reaktoren in Takahama.

Der Betreiberkonzern Kansai kritisierte das Urteil am Mittwoch als "außerordentlich bedauerlich". "Die Entscheidung ist nichts, was das Unternehmen akzeptieren kann", hieß es in einer Erklärung. Vor dem Gerichtsgebäude begrüßten hingegen Atomkraftgegner die Entscheidung. "Ich bin überglücklich und freue mich über die Entscheidung", sagte einer von ihnen.

Japan will bis zum Jahr 2030 bis zu 22 Prozent seiner Energie wieder aus Atomstrom beziehen. Dass die konservative Regierung von Ministerpräsident Shinzo Abe trotz Protesten der Bevölkerung zur Nuklearenergie zurückkehrt, hat in erster Linie wirtschaftliche Gründe: Japan kämpft vor allem wegen der hohen Kosten für fossile Brennstoffe mit Handelsdefiziten.

In Fukushima war infolge eines schweren Erdbebens und eines Tsunamis am 11. März 2011 das Kühlsystem ausgefallen, woraufhin es in mehreren Reaktoren zur Kernschmelze kam. Drei der sechs Reaktoren wurden bei der Katastrophe zerstört und das umliegende Gebiet radioaktiv verseucht. Die Aufräumarbeiten sollen noch vier Jahrzehnte dauern. Zehntausende Menschen mussten damals die verstrahlte Gegend verlassen.

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