Sechs Chemikalien aus Pflanzen verlangsamen das Altern

  11 April 2016    Gelesen: 1120
Sechs Chemikalien aus Pflanzen verlangsamen das Altern
Jeder altert, aber nicht jeder altert gleich schnell. Unsere Armbanduhr tickt nicht immer im gleichen Tempo wie unsere biologische Uhr. Und auch wenn sich das Altern nicht aufhalten lässt, können die Prozesse offenbar zumindest verlangsamt werden. Kanadische Forscher melden, sie hätten die sechs besten natürlichen Verbindungen zur Steigerung der Langlebigkeit gefunden.
Veröffentlicht wurde die Studie der Forscher von der Universität Concordia und dem Biotech-Unternehmen Idunn Technologies unlängst im Fachjournal Oncotarget. Analysiert wurden in über 10 000 Versuchen Pflanzenextrakte, die die Lebensdauer von Hefe steigern sollen.

Hefe ist der am häufigsten untersuchte Organismus in der Altersforschung. Auf Zellebene altert Hefe ähnlich wie der Mensch, insofern ist Hefe ein sehr gutes Forschungsobjekt, wenn man begreifen will, wie Alterungsprozesse ablaufen.

Die Folgen von Extrakten

»Insgesamt haben wir sechs neue Gruppen von Molekülen gefunden, die die chronologische Alterung von Hefe verlangsamen«, wird Vladimir Titorenko, Hauptautor der Studie, in einer Pressemitteilung zitiert. Titorenko ist Biologieprofessor an der Uni Concordia. Gewonnen wurden die Extrakte aus cimicifuga racemosa (Trauben-Silberkerze), valeriana officinalis L. (Echter Baldrian), passiflora incarnata L., ginkgo biloba (Ginkgo), apium graveolens L. (Echter Sellerie) und salix alba (Silber-Weide).

Eine dieser Molekülgruppen, ein spezielles Extrakt aus der Weidenrinde von salix alba, ist den Forschern zufolge »die, was die Steigerung der Langlebigkeit angeht, wirksamste pharmakologische Intervention, die in der Literatur bislang beschrieben wurde«. Der Extrakt steigerte die durchschnittliche chronologische Lebensspanne von Hefe um 475 Prozent und die maximale chronologische Lebensspanne um 369 Prozent.

»Interventionen auf Molekularebene konzentrieren sich nicht darauf, eine einzelne Krankheit zu kurieren. Sie können vielmehr das Einsetzen und das Fortschreiten der meisten altersbedingten Störungen gleichzeitig verzögern. Diese Art der Intervention wird den Prognosen zufolge deutlich größere Auswirkungen auf das gesunde Altern und die Lebenserwartung haben als das, was sich durch die Behandlung einzelner Krankheiten erreichen lässt«, schrieb Eric Simard, der Gründer von Idunn Technologies.

Lassen sich die Studienergebnisse in einem anderen Organismus reproduzieren, könnten sich diese Verbindungen als wirkungsvoller erweisen als spezielle Medikamente wie Rapamycin und Metformin, die die Alterung aufhalten sollen.

Kampf gegen alterungsbedingte Krankheiten

Die Verbindungen könnten nicht nur unterstützend im Kampf gegen das Alter wirken, schreiben die Forscher, sondern auch Krankheiten verhindern, die mit dem Altern in Verbindung gebracht werden, beispielsweise Krebs. »Diese Ergebnisse bieten auch neue Einblicke in Mechanismen, durch die aus bestimmten Pflanzen gewonnene Chemikalien die biologische Alterung verlangsamen können«, so Titorenko.

»Diese sechs Extrakte wurden vom kanadischen Gesundheitsministerium für nicht giftig befunden und zeigen bereits anerkannten gesundheitlichen Nutzen beim Menschen«, so Simard.

»Zunächst jedoch ist weitere Forschungsarbeit erforderlich. Deshalb arbeitet Idunn Technologies mit vier weiteren Universitäten in sechs Forschungsprogrammen zusammen.

Ziel ist es, über die Hefe hinaus zu gehen und mit einem Tiermodell zur Alterung zu arbeiten sowie mit zwei Krebsmodellen«, sagte Simard weiter.

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