Unu Move - günstig und gemütlich

  20 Juni 2023    Gelesen: 861
  Unu Move - günstig und gemütlich

Großes Display, Konnektivität, leistungsstark? Beim Unu Move muss man auf diese und andere Nettigkeiten verzichten. Das Basismodell hat andere Vorzüge.

In der Elektroroller-Szene ist Unu ein Pionier in Deutschland. Das bereits 2013 in Berlin gegründete Unternehmen legte 2020 mit einer in vielen Punkten verbesserten, zweiten Roller-Generation nach. Mittlerweile gibt es viele und teilweise erschwinglichere Konkurrenten - nicht nur aus Fernost. Ende 2022 hat Unu deshalb mit dem Move eine abgespeckte und günstigere Variante seines neuen Modells eingeführt. Die kostet 3000 Euro und mag in einigen Punkten rückschrittlich erscheinen, punktet allerdings mit einfacher Handhabung und gemütlicher Fahrkultur.

Optisch ist die Sparversion dem um 1000 Euro teureren Pro sehr ähnlich. Beide Versionen tragen als markantes Detail einen kreisrunden Scheinwerfer mit schicker LED-Tagfahrlicht-Rahmung, der für ein sympathisches Erscheinungsbild sorgt. Der große Unterschied zeigt sich am Hinterrad. Statt der coolen Einarmschwingenführung bringt hier eine klassische Zweiarmschwinge mit zwei statt einem Federbein das mit Nabenmotor befüllte 10-Zoll-Rad auf die Straße. Das sieht weniger elegant aus, zumal die aus rechteckigen Rohren geformten Tragarme mit Plastikverkleidungen ummantelt sind. Nach ästhetischer Vollendung strebende Großserienlösungen sehen jedenfalls anders aus.

LED-Display ohne Konnektivitätsfunktion

Darüber hinaus gibt es im Cockpit ein abgespecktes, dennoch modern wirkendes LED-Display ohne Konnektivitätsfunktion. Statt wie beim Pro über eine Checkkarte, wird die Fahrbereitschaft des Move über einen handlichen Signalgeber per Knopfdruck aktiviert. Das Display erwacht anschließend zum Leben. Nun muss lediglich der Seitenständer eingeklappt werden, schon kann man per Drehgriffbefehl losstromern.

Während beim Pro ein 4 kW/5,4 PS starker Bosch-Motor im Hinterrad steckt, muss sich der Move mit halb so viel Leistung bescheiden, die zudem ein Aggregat von QS Motors liefert. Der ist beim Start nicht so fein dosierbar und schiebt beim Anfahren etwas ungestüm an, was auf losem Untergrund leicht ein durchdrehendes Hinterrad provoziert. Hat man Fahrt aufgenommen, kann man zunächst noch halbwegs schwungvoll bis in die 30er-Region vordringen, das Erreichen der Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h zieht sich jedoch. Geht es bergauf, fällt in der Regel das Tempo um ein paar km/h. Entsprechend häufig lassen sich nervöse Autofahrer im Rückspiegel beobachten.

Der Move fährt sich gemütlich und selbstredend lautlos. Dazu passend ist die Sitzbank angenehm weich gepolstert, das Fahrwerk zudem erfreulich komfortabel abgestimmt. Obwohl der Unu recht zierlich ist, stimmt für durchschnittlich große Personen die Ergonomie.

Niedriges Gewicht

Verblüffend niedrig ist das Gewicht. Ohne Akku bringt der Scooter lediglich 77 Kilogramm auf die Waage. Beim Rangieren hat man entsprechend leichtes Spiel. Auch im Fahrbetrieb wirkt der Move handlich und wendig, weshalb man mit ihm vergnüglich durch den Stadtverkehr wuseln kann. Er lässt sich leicht und spontan einlenken, wirkt allerdings etwas kippelig in Kurven, weshalb man oft mit der Lenkung ein wenig nachkorrigieren muss. Entsprechend der kleinen Räder ist der Geradeauslauf nicht der stabilste. Die etwas teigigen Bremsen packen dafür kraftvoll zu. Unsicherheit kommt jedenfalls keine auf. Auf den beim Vorgänger bei zu viel Schräglage noch aufsetzenden Hauptständer hat Unu verzichtet.

Unser Move war mit einem von zwei möglichen 1,8-kWh-Akkus bestückt. Laut Unu soll der 50 Kilometer weit tragen. In unserem Fall waren es rund 40. Die Batterie lässt sich einfach herausnehmen und an Haushaltssteckdosen laden. Allerdings läuft dabei beim Ladegerät fast durchgehend ein kühlender Ventilator, dessen Geräuschkulisse wohl jeder als störend empfinden dürfte. Im Wohnzimmer oder am Arbeitsplatz ist ein derart aufdringliches Rauschen jedenfalls nicht tolerierbar. Vor allem nicht volle sieben Stunden lang, die sich der Ladevorgang hinziehen kann.

Für 900 Euro Aufpreis kann ein Zusatzakku bestellt werden, mit dem sich das Reichweitenfenster verdoppelt. Beide Akkus passen problemlos unter die Sitzbank. Geht bei einem der Strom während der Fahrt zur Neige, muss man anhalten und das Stromkabel an den vollen Akku klemmen. Eine parallele Verkabelung ist nicht möglich.

Viel Platz unter der Sitzbank

Verblüffend großzügig ist das Platzangebot im Staufach unter der Sitzbank. Auch bei zwei Akkus passen noch 33 Liter Gepäck oder ein Integralhelm hinein. Bei einem Akku stehen 45 Liter zur Verfügung. Mit dem Unu lassen sich also auch größere Einkäufe transportieren. Zusätzliche Staufächer, Gepäckträger oder ein Topcase gibt es hingegen nicht.

Auch wegen des großen Staufachs kann der Move eine interessante, umweltfreundliche und günstige Alternative zu Auto oder Lastenrad sein. Zumal Unu zum Juni 2023 seinen Preis um 500 auf nun 3000 Euro gesenkt hat. Rund 5 Euro pro Monat kostet die Versicherung, bei einem Kilowattstundenpreis von 40 Cent und einem Verbrauch von 4,5 kWh betragen die Energiekosten pro 100 Kilometer rund zwei Euro.

Der Wartungsaufwand ist für E-Roller überschaubar. Laut Unu fallen jährlich Inspektionskosten von 50 bis 90 Euro an. Sogar etwas Geld verdienen lässt sich mit der laut Unu weiterhin für Kleinkrafträder beantragbaren THG-Quote. Angesichts des finanziellen Spielraums durch das THG-Geld könnte man auf den Gedanken kommen, 1000 Euro mehr in den schickeren und deutlich spritzigeren Pro zu investieren.

Unu Move - technische Daten

Motor: Brushless-Elektromotor von QS Motors im Hinterrad ohne Getriebe, 2 kW/2,7 PS Leistung, Batterie: bis zu wie Lithium-Ionen-Akkupacks mit 1,8 kWh, Reichweite laut Hersteller: 50 oder 100 km, Reichweite im Test mit einem Akku: 40 km

Fahrleistungen: Höchstgeschwindigkeit 45 km/h. Beschleunigung (0-45 km/h) k.A.

Verbrauch: 3,6 kWh/100 km; Testverbrauch: 4,5 kWh/100 km

Fahrwerk: Telegabel vorne, Zweiarmschwinge hinten, 10-Zoll-Gussräder vorne und hinten, jeweils hydraulische Einscheibenbremse vorne und hinten

Maße und Gewichte: Länge 1,82 m, Höhe 1,06 m, Breite 0,67 m. Fahrzeuggewicht ohne Akkus 77 kg, zul. Gesamtgewicht k.A.

Ausstattungsdetails: 2 Zündschlüssel mit Fernbedienung, Seitenständer, 3-farbiges LED-Display im Cockpit, Ladegerät

Preis: ab 2999 Euro

Quelle: ntv.de


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