Ford Bronco - Cabrio-Gefühl im Offroad-SUV

  15 Februar 2024    Gelesen: 501
  Ford Bronco - Cabrio-Gefühl im Offroad-SUV

Ford baut nur langweilige Autos? Wer das denkt, kennt den Bronco ganz bestimmt noch nicht. Der Offroader ist cool, stylish und leidenschaftlich motorisiert. Einfach mal mitkommen auf die Reise.

Zugegeben, so richtig häufig sieht man den Ford Bronco nicht auf unseren Straßen. Und für Ford mögen die Brot- und-Butter-Mobilität sowie elektrische Antriebe derzeit Vorrang haben. Aber immerhin locken die Wahl-Kölner Kunden auch mit der Botschaft "Adventurous Spirit", was so viel heißen soll wie "Lust am Abenteuer" - unter dieser Sparte, die Ford im Rahmen seiner Marken-Neupositionierung geschaffen hat, fällt auch der Bronco.

Und der Bronco darf mit Fug und Recht als Geländewagen-Ikone bezeichnet werden, zumindest in den USA. Dort kennen ihn autointeressierte Menschen bereits seit Mitte der Sechzigerjahre, entsprechend hat er längst Klassiker-Status erreicht. Mit diesem Bonus im Rücken startet der optisch leicht retro angehauchte Newcomer und trifft auf eine jubelnde Fanbase, insbesondere in den Staaten.

Und während die hohe Sichtbarkeit des neuen Modells auf den Straßen des nordamerikanischen Kontinents schwer auf Verkaufserfolg deutet, tun sich die Deutschen schwer mit dem Modell. Oder ist es bloß Ford, die kaum Autos bekommen angesichts der großen Nachfrage in den USA? Auf der Website wird jedenfalls schon vorsorglich darauf hingewiesen, dass es sich um ein limitiertes Modell handele. Man weiß es nicht.

Was man aber sehr wohl weiß beziehungsweise schnell lernt, ist, dass der Bronco ein Publikumsliebling ist. Wo immer er auftaucht, drehen sich Köpfe. Der Grund ist schnell erklärt. Das kantige Retrodesign macht einfach wirklich an - natürlich nicht jeden Betrachter, aber einfach doch viele. Das geht schon mit der Charakterfront los - eine mächtige Frontmaske mit markanten Lüftungsschlitzen, in der klassische Rundscheinwerfer stecken mit wiederum futuristisch wirkenden Tagfahrlicht-Ringen (LED). Und dann - natürlich - der Bronco-Schriftzug in riesigen Lettern.

Zudem wären da noch dicke, grobstollige Goodrich-Reifen für alle Fälle, aber in jedem Fall für neugierige Blicke. Prägnant inszenierte Abschleppösen sollen zeigen, dass dieser Ford auch mal anpacken kann. Beispielsweise im Matsch oder Schnee festgefahrene Verkehrsteilnehmer herausziehen. Oder was auch immer. Eines ist jedenfalls sicher, ob man die asphaltierte Straße verlässt oder nicht: Die Show fährt immer mit.

Der Ford Bronco sorgt für breites Grinsen

Da steigt man doch schon mit einem breiten Grinsen ins Auto. Ähm, nein, den Bronco erklimmst du tatsächlich, anders geht es nicht. Aber zum Glück gibt es Griffe am rechten Fleck. Ein beherzter Zug, und die Landung auf dem Sitz gelingt halbwegs elegant. Und dann hockst du hoch auf dem in diesem Fall blauen Wagen (Velocity Blue Metallic), hast eine gute Rundumsicht und vor allem einen Blick auf ein modern-sachliches Cockpit mit viel Screen inklusive Kombiinstrument-TFT-Anzeigefläche. Ach ja, und Bronco-Schriftzug auf den Armaturen, so viel Zeit muss schließlich sein.

Trotz des großen berührungsempfindlichen Monitors bleibt Ford der physischen Taste treu. Ob Aktivierung der Kamera, Klimaautomatik oder Sendersuche - hier kommt man mit klassischen Knöpfchen und Drehreglern weiter. Und dann entdeckt das Auge Funktionalitäten, die offenbar mit Mechanik zu tun haben. Interessant. Differenzialsperren kann man hier aktivieren (also fürs ganz grobe Terrain), und eine Geländeuntersetzung gibt es auch. Und wie es sich für einen richtigen Kraxler gehört, hat er eine Starrachse hinten. Die Einzelradaufhängung vorn dürfte schon ein Zugeständnis an die Tatsache gewesen sein, dass man vermutlich mehr Broncos auf den Flaniermeilen als in der Kiesgrube sieht.

Sechs Zylinder sind beim Bronco gesetzt

Doch wie ist es um das Fahren überhaupt bestellt? Das Triebwerk unter der Haube ist ebenso so klassisch wie modern. Ford gönnt sich 2,7 Liter aus sechs Töpfen. Aber die Rede ist von einem modernen Eco-Boost-Aggregat mit doppelter Aufladung und Direkteinspritzung. Auf diese Weise kommt der Bronco in den Genuss von nicht ganz trivialen 335 PS sowie 563 Newtonmetern Drehmoment. Und weil die Wandlerautomatik auch noch zehn Übersetzungen bereithält, gibt es für jede Lebenslage die passende, was ganz gut Dampf bedeutet.

Selbst den mit 2,4 Tonnen noch schwereren Badlands (die Differenzialsperren fordern eben ihren Tribut) schiebt der klangstarke V6 binnen 7,2 Sekunden auf 100 km/h. Und obwohl der Ford bis zu 161 Sachen rennt, willst du gar nicht unbedingt so schnell fahren.

Der hartgesottene Offroader kann Steilwände sicherlich fast senkrecht hinauffahren, aber beim Geradeauslauf verhält er sich eben auch wie ein hartgesottener Offroader. Und ist das gut? Das ist cool! Das ist Bronco! Das ist urig. Klar wird der Allradler auf der Autobahn auch irgendwann laut. Und klar musst du das Lenkrad gut festhalten und auch immer schön korrigieren. Schwamm drüber. Und das Quäntchen Restkomfort kann er sich auch nur bewahren, weil die Federwege ordentlich lang sind. Aber an den Sitzen gibt es nichts auszusetzen.

Freiheitsgefühl vermitteln nur wenige Autos authentischer

Wenn ein Auto das Gefühl von Freiheit authentisch vermitteln kann, dann ist es der Bronco. "Go anywhere" ist zwar der Teil eines Werbespruchs von Jeep, aber hier gilt er nicht weniger. Denn so schnell kann ihn nichts aufhalten, was sich ihm in den Weg stellt. Geröll eh nicht, Steigungen auch kaum (Untersetzung), Mulden nicht wegen der Sperren und Wasser nur, sofern es tiefer als 80 Zentimeter ist. Und um noch mehr Natur zu erleben, lässt sich das Dach abnehmen. Zack, und schon wird aus dem schrotigen Bronco ein Offroad-SUV mit Cabrio-Gefühl.

Und was ist mit den Schattenseiten? Dass der Sechszylinder mit dem ganzen Gewicht sowie der Mechanik zu kämpfen hat und entsprechend trinkfest ist, wird die Fans kaum abhalten vom Kauf. Aber dass solch ein burschikoser Offroader bloß maximal eine Tonne ziehen darf, ist ja wohl ein schlechter Scherz. Immerhin patzt der 4,80 Meter lange 4x4 beim Laderaumvolumen nicht - 1802 Liter sind eine Ansage. So kann er sich wenigstens auch mal nützlich machen.

Leider ist das nützliche und zugleich stylische Vergnügen überhaupt nicht so einfach zu ergattern. Ford möchte mindestens 74.500 Euro für den Bronco sehen. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass er bereits von Hause aus mit allen möglichen Finessen an den Start rollt - angefangen vom Navi über elektrisch verstellbare Sitze bis hin zum aktiven Tempomat inklusive Notbremsassistent. Denn das Geld will ja erst einmal verdient und auch zurückgelegt werden. So wird der Bronco auf hiesigen Straßen vermutlich eher ein seltener Gast bleiben. Umso mehr freut man sich dann, wenn man einen sieht.

Quelle: ntv.de


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