Neuer Volkswagen Passat - mehr Komfort geht kaum

  06 März 2024    Gelesen: 433
  Neuer Volkswagen Passat - mehr Komfort geht kaum

Mit dem Passat der internen Kennzahl B9 bringt Volkswagen den letzten konventionellen Mittelklässler auf die Straße, heißt es. Doch das kann man zum jetzigen Zeitpunkt womöglich noch gar nicht wissen. ntv.de hat diesmal nicht nur Probe gesessen, sondern war auch unterwegs mit dem Neuling.

Jetzt vor dem brandneuen Passat "B9" (so heißt er intern) zu stehen, ist schon ein leicht ehrwürdiger Moment. Denn auch wenn man noch nicht genau weiß, wohin die Reise mit der sogenannten Antriebswende geht, ist ja schließlich nicht ausgeschlossen, dass die Einführung der neunten Generation (ja, ob der Typ 3A/35i als neues Modell angesehen werden darf, ist diskussionswürdig) nach exakt 50 Jahren seit dem Passat-Debüt auch das Ende dieser Baureihe einläutet. Und der Passat, wie er hier vorzufinden ist, steht nun einmal für Verbrennungsmotoren, wenngleich er intensiv hybridisiert wurde, worüber noch zu sprechen sein wird an späterer Stelle.

Ein bisschen etwas hat sich beim Wolfsburger Evergreen getan. Die hierzulande nie sonderlich gut laufende Limousine wurde gekillt zugunsten der nützlichen Variante, dem Kombi namens Variant (der Namenszusatz entfällt aber). Wer in diesem Segment auf den Kombi verzichten möchte, muss zum elektrischen ID.7 greifen. Dessen Produktion erfolgt übrigens im Werk Emden, wo der Passat bisher vom Band lief, während der neue Passat in Bratislava gefertigt wird gemeinsam mit seinem Plattformbruder Skoda Superb.

Ein bisschen Erklärung muss sein. Ich möchte Sie ja schließlich vorbereitet mitnehmen auf die Probefahrt. Und ich fahre jetzt zügig los, ohne zunächst sonderlich auf die Bedienelemente achtzugeben. Aber eine Sache fällt mir sehr wohl auf: Die Steuerung des Automatikgetriebes folgt beim neuen Mittelklässler dem gleichen Bedienschema am Lenkrad wie bei sämtlichen ID-Modellen. Nur dass dieser Selbstzünder hier noch einen waschechten Verbrenner unter der Haube trägt, was wiederum ein Getriebe mit wechselbaren Übersetzungen erfordert statt bloß eines festen Gangs. Hier werkelt nämlich der siebenstufige Doppelkuppler, wie übrigens bei allen Motorversionen bis auf die Plug-in-Hybride. Ein manuelles Schaltgetriebe hat inzwischen ausgedient.

Der TDI überzeugt mit Effizienz und Kraft

Und wenn schon Passat, dann bitte als TDI - zumindest für die erste Fahrt. Denn kaum ein anderer Motor passt spätestens seit Mitte der Neunziger mit Einführung des ersten direkteinspritzenden Diesels bei der Mittelklasse aus Wolfsburg so gut zum Aufgabenfeld dieses Modells. Wesentlich mehr als 1000 Kilometer in effizienter Weise am Stück abspulen, das soll der Passat können. Im Falle der 150-PS-TDI-Ausgabe sind es in der Tat sogar über 1300 Kilometer, denn die konsumiert bloß 4,9 Liter Kraftstoff je 100 Kilometer gemittelt.

Und das Kilometerfressen gelingt in der neuesten Ausbaustufe wahnsinnig entspannt dank des geräumigen Innenraums und maximal bequemer Sitze. Auch hinten genießen Beine und Kopf viel Raum. Die großzügigere Beinfreiheit dürfte auf das Konto des um rund fünf Zentimeter gewachsenen Radstands gehen (jetzt 2,84 Meter). Und einen guten Anteil trägt das nochmals tiefgreifend überarbeitete Fahrwerk inklusive "DCC Pro" mit noch größerer Spreizung zwischen komfortabler Abstimmung und sportlicher Gangart. Entscheidend aus meiner Sicht ist jedoch nicht so sehr, wie drahtig sich der Mittelklässler geriert, sondern wie gut er schlechte Untergründe glattbügelt. Klappt in der komfortabelsten Einstellung richtig gut. Zug- und Druckstufe werden ab sofort unabhängig voneinander gesteuert - diesen Kniff hat der gesamte Volkswagenkonzern für sich entdeckt. Er kommt auch im Kontext mit deutlich komplexeren Fahrwerken zum Einsatz, beispielsweise bei Porsche.

Am günstigsten ist der Basisbenziner

Doch welche ist die beste Motorisierung für den Passat? Der große Diesel ist sicherlich souverän mit seinen 193 PS. Er spuckt im wahren Sinne des Wortes keine großen Töne. Weil er auch nicht hoch drehen muss, um urgewaltig anzuschieben. Er fordert nie heraus zu Beschleunigungsorgien, sondern gibt den gelassenen Cruiser. Er ist wie gemacht für lange Strecken, und dann passen auch die nochmals überarbeiteten Massagesitze, angereichert mit zwölf "Massageelementen" (statt deren drei wie bisher) plus Klimatisierung, ganz gut ins Nutzungsprofil. Den Allradantrieb "4Motion" kauft man in diesem Fall mit, was einerseits mit guten Gripverhältnissen selbst bei regennasser Straße belohnt wird. Andererseits dürfte Volkswagen für den starken Diesel auch ordentlich Geld verlangen. Wie viel genau, kommuniziert das Werk noch nicht - denn die meisten Varianten sind erst in einigen Wochen beziehungsweise Monaten bestellbar. In dieser Konstellation könnte aber die 60.000-Euro-Grenze schon in Sichtweite liegen.

Für die Wenigfahrer hingegen wird der mild hybridisierte 1.5 TSI mit 150 PS ganz spannend sein. Hier steht der Basispreis bereits fest: 39.995 Euro. Er beschleunigt nicht ganz so bissig auf 100 km/h (neun Sekunden), rennt aber mit ein bisschen Anlauf immerhin 222 km/h in der Spitze. Das ist immer noch völlig okay. Akustisch hält sich der Benziner zurück, wird bloß bei vollem Ausdrehen leicht kernig. Dafür schaltet der Vierzylinder prompt in den Segelmodus beim Lupfen des rechten Pedals, was mit Ruhe verbunden ist. Der Vorgang selbst erfolgt ruckfrei. Mit einem gemittelten WLTP-Verbrauch von bloß 5,4 Litern pro 100 Kilometer geht der TSI außerdem als ziemlich sparsam durch und schafft analog zum Diesel ebenfalls vierstellige Kilometerreichweiten.

Der PHEV präsentiert sich überarbeitet

Ein ganz spannendes Prinzip ist außerdem für manche Kunden, teilelektrisch unterwegs zu sein mit den eHybriden. Sie dürften zwar mehr kosten als die reinen Verbrenner (exakte Kurse erfolgen ebenfalls später), allerdings locken die Plug-in-Hybride vor allem diejenigen Dienstwagenfahrer, die ihren Anteil privater Fahrten pauschal versteuern möchten - hier nämlich möglich auf der Grundlage des halbierten Brutto-Listenpreises. So wird der Doppelmotorer gegebenenfalls zur finanziell interessanten Alternative je nach Arbeitgeber und Rechenmodell.

Jetzt wäre eine passende Lademöglichkeit natürlich keine so schlechte Voraussetzung für den Betrieb eines PHEV. Aber erstens lässt sich die Batterie des Passat mit dem 115 PS starken Elektromotor auch mit Gleichstrom (50 kW) in zügigen 23 Minuten wieder auf 80 Prozent bringen. Das geht auch an öffentlichen Ladestationen ganz gut. Und zweitens kann dank 19,7 kWh Netto-Kapazität rund 100 Kilometer rein elektrisch gefahren werden, was die Angelegenheit praktikabel macht. Mit geschickter Planung muss der PHEV-Passat quasi fast nie verbrennermotorisch bewegt werden. Vorausgesetzt, man widersteht der Möglichkeit, den 150 respektive 177 PS starken Vierzylinder-Benziner dazuzunehmen. Dann wird der Kombi mit obligatorischem Sechsgang-Doppelkuppler richtig flink dank 204 beziehungsweise 272 PS Systemleistung. Immer verbunden mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Andererseits klingt der Benziner unter Last und gen Drehzahlende auch ein bisschen angestrengt. Und es kann auch mal ruckeln unter prompter Anforderung der vollen Power. Genauere technische Daten verrät Volkswagen übrigens erst zur Markteinführung dieser Varianten.

Der Passat ist wie immer praxistauglich

Auch über Praxistauglichkeit ist zu sprechen, denn die wird von einem Mittelklassekombi im Kingsize-Format (4,92 Meter Länge) nun wirklich erwartet. Okay, 1920 Liter Kofferraumvolumen gehen mehr als in Ordnung. Selbst die eine Kategorie höher angesiedelte Mercedes E-Klasse als T-Modell - bisher Benchmark in dieser Disziplin - bleibt unter 1900 Liter.

Ich möchte aber auch ein bisschen meckern, wenngleich auf hohem Niveau. Die Bedienung des aktiven Tempomaten ist verbesserungsbedürftig, sollte intuitiver erfolgen. Der eine oder andere User mag überfordert sein, wenn er zwischen den verschiedenen Assistenzmodi auswählen soll. Dafür stimmen die verspielten Elemente wieder versöhnlich. Das in schillernd bunten Farben hintergrundbeleuchtete Dekor bietet der Passat ebenso wie der Tiguan, ntv.de sprach bereits darüber. Vorbildlich: Es gibt wieder physische Tasten am Lenkrad analog zu Golf und Tiguan. Und an manche Dinge muss man sich einfach gewöhnen - beispielsweise, dass die Tippwischfunktion jetzt durch kurzes Drücken aktiviert wird.

Und wem das inzwischen entwirrte Menü (wenn auch noch nicht entwirrt genug) auf dem betont großen Touchscreen von optional 15 Zoll noch zu umständlich erscheint, fühle sich ermutigt, einfach auf die Sprachbedienung auszuweichen. Die nutzt mitunter ChatGPT und greift außerdem auf Wikipedia zurück, um ihren Senf zu wirklich allen erdenklichen Themen dazuzugeben. Und dort ist ja auch der neueste Passat B9 bereits bestens dokumentiert.

Wer mehr wissen möchte, den empfangt der nächste Volkswagenhändler hoffentlich freundlich und lädt zu einer Probefahrt ein. In diesem Sinne: Gute Fahrt!

Quelle: ntv.de


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