Microsoft will mit KI-PCs Apples MacBooks schlagen

  21 Mai 2024    Gelesen: 587
  Microsoft will mit KI-PCs Apples MacBooks schlagen

Seit Apple seine Computer mit eigenen M-Chips ausstattet, sehen Windows-Rechner ziemlich alt aus. Microsoft kontert jetzt mit "Copilot + PCs", die unter KI-Regie nicht nur schlauer, sondern auch leistungsstärker und ausdauernder als aktuelle MacBooks sein sollen.

Microsoft setzt auf Künstliche Intelligenz (KI), um Windows-PCs in die Zukunft zu bringen. Kern des Plans: Der hauseigene KI-Assistent Copilot, entwickelt mit der Technik hinter ChatGPT, soll die Hauptrolle spielen. Die PC-Architektur wird diesem Ziel untergeordnet. So kümmert sich ein neuer Zusatzchip nur um KI-Anwendungen, was den Computer schneller machen und die Batterielaufzeit verlängern soll.

Die neue Architektur, die die "schnellsten und intelligentesten Windows-PCs, die je gebaut wurden" ermöglichen soll, nennt Microsoft "Copilot + PC". Und die Reihenfolge sei kein Zufall, betont Marketingchef Yusuf Mehdi. Der Computer ist der KI untergeordnet - und nur eine der Plattformen dafür.

Computer sollen Menschen verstehen

Ein Paradebeispiel für Microsofts Vision für den PC der Zukunft ist die Suchfunktion "Recall", mit der man alles wiederfinden soll, was man auf dem Computer gesehen oder gemacht hat. Im Grunde speichert der Rechner alle paar Sekunden eine Bildschirmaufnahme und analysiert den Inhalt mit KI-Modellen. Das soll helfen, wenn man sich zum Beispiel nicht an den Namen einer besuchten Reise-Website erinnern kann - aber daran, dass sie ein Bild mit Palmen und Meer hatte. Dann soll es reichen, in die Suchmaske "Palmen und Meer" einzutippen, um die Website über den Screenshot wiederzufinden.

Das entspreche mehr dem, wie die menschliche Erinnerung funktioniere, argumentiert Microsoft. Das Ziel in der Computerbranche sei schon immer gewesen, "Computer zu bauen, die uns verstehen, statt dass wir Computer verstehen müssen", sagt Microsoft-Chef Satya Nadella. Nach seinem Gefühl komme man bei dieser Vision einem "echten Durchbruch näher".

"Lebensverändernde" Erfahrung

Wie hilfreich "Recall" im Alltag sein wird, muss sich für jeden Einzelnen zeigen. Microsoft-Entwickler, die zum Teil schon seit mehreren Monaten mit der Funktion leben, preisen sie als lebensverändernd. So sagt etwa Mehdi, er habe stets zu viele Browser-Tabs geöffnet gelassen, wegen der Sorge, die Seiten nicht wiederzufinden. Diese Gewohnheit lege er nun ab.

Zugleich hat "Recall" Grenzen. Auf KI-PCs mit dem Mindestspeicher von 256 Gigabyte wird das Gedächtnis der Funktion nur etwa drei Monate zurückreichen. Die vielen Bildschirmaufnahmen nehmen schließlich Platz ein - und um das Vertrauen der Nutzer zu stärken, arbeitet "Recall" vorerst grundsätzlich nur auf dem Computer, ohne Cloud. Mehr als 18 Monate sind dadurch auch mit größerem Speicher nicht drin. Zugleich versichert Mehdi, dass man den Funktionsumfang mit der Zeit ausbauen werde.

Unter der Haube der ersten neuen KI-PCs spielt sich eine kleine Revolution ab: Sie laufen nicht mit Intel-Prozessoren, sondern mit Technologie des Chipentwicklers Arm, die auch in praktisch allen Smartphones steckt. Apple stellte bereits in den vergangenen Jahren die komplette Modellpalette seiner Macs von Intel-Prozessoren auf Chips aus eigener Entwicklung auf Basis der Arm-Architektur um. Als Folge liefen sie Windows-PCs bei Tempo und Batterielaufzeit davon.

Apples MacBook Air M3 als Maßstab

In Microsofts Präsentation wurde Apples aktuelles MacBook Air mit M3-Chip als Maßstab genannt. Copilot + PCs sollen bis zu 58 Prozent schneller sein und eine bis zu 20 Prozent längere Laufzeit bieten. Apple hat allerdings kürzlich bereits den M4-Chip vorgestellt, der Premiere im neuen iPad Pro feierte.

Anders als Apple entwickelt Microsoft die Chips nicht selbst, sondern arbeitet mit Qualcomm zusammen. Die in den Copilot X PCs eingesetzten Chips heißen Snapdragon X Plus und X Elite. Qualcomm-Chef Cristiano Amon sagt schon lange, die Zukunft gehöre nicht nur bei Smartphones, sondern auch im PC-Markt der Arm-Technologie. Microsoft hält allerdings auch dem langjährigen Partner Intel einen Platz frei. Wenn die nächste Generation der Chips mit Intels Architektur fertig ist, soll es KI-PCs auch damit geben. Für Microsoft sei es ein zusätzlicher Aufwand, beide Chip-Welten zu unterstützen, aber Vielfalt sei gut, sagt Mehdi.

Microsoft fehlen die Smartphones

Versuche, Windows auf Arm-Chips zu bringen, unternahm Microsoft zwar seit Jahren. Aber die Geräte lieferten stets eine schlechtere Leistung als Intel-PCs ab. Jetzt gibt es nicht nur bessere Prozessoren, sondern auch dank Apple mehr speziell an die Arm-Architektur angepasste Programme sowie ein dafür umgeschriebenes Windows.

Ein grundsätzliches Problem für Microsofts KI-Funktionen wie die "Recall"-Suche bleibt aber: Der Konzern hat nur auf PCs weitreichenden Datenzugriff, während die Smartphone-Plattformen von Google und Apple kontrolliert werden. Mehdi verweist darauf, dass man auch dort mit der Copilot-App präsent sei - wenn bisher auch mit weniger Funktionen als auf dem PC.

Marktstart am 18. Juni

Microsoft bringt mit Tablets und Notebooks der Marke Surface eigene Copilot + PCs auf den Markt, aber auch Acer, ASUS, Dell, HP, Lenovo und Samsung sind mit an Bord. Die neuen Geräte kommen am 18. Juni auf den Markt, Vorbestellungen sind ab sofort möglich.

Unter 1000 Euro ist zunächst kein Copilot + PC zu haben, die Preise für das Acer Swift 14 AI oder das Asus Vivobook S 15 beginnen beispielsweise bei rund 1400 Euro.

Quelle: ntv.de, kwe/dpa


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