So neu das Thema auf den ersten Blick erscheinen mag – es ist es nicht. Die gesundheitlichen Gefahren, die durch rohes Mett und Schweinefleisch ausgehen, sind bereits seit Längerem bekannt. So warnte das Robert-Koch-Institut (RKI) bereits im Jahr 2009 vor Hepatitis E-Infektionen, die durch ungekochte Fleischprodukte ausgelöst werden. Und die Empfehlung, dass Schwangere auf rohes Fleisch und Rohwürste verzichten sollten, ist auch nicht gerade neu.
Dennoch sind viele Verbraucher durch die Meldung verunsichert: Was versteht man eigentlich unter Hepatitis E? Welche Infektionswege gibt es? Und worauf sollten Risikogruppen achten? Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick.
Was ist Hepatitis E?
Hepatitis E ist eine akute Entzündung der Leber, die durch Hepatitis E-Viren (HEV) ausgelöst wird. Der Erreger kommt in vielen Ländern Asiens und Afrikas vor und wird in erster Linie durch Trinkwasser übertragen, das mit Fäkalien verunreinigt ist. Vereinzelt wurden bei Reiserückkehrern in Deutschland Infektionen mit Viren des Genotyps 1 und 2 diagnostiziert – dabei handelt es sich um die vorherrschenden Erreger in tropischen Ländern.
Auch in Deutschland und weiteren Ländern Europas ist eine Ansteckung mit Hepatitis E möglich. Sie wird hierzulande vor allem durch Viren des Genotyps 3 verursacht. In der Regel verläuft die Erkrankung symptomlos und bleibt daher unbemerkt, die Inkubationszweit beträgt zwischen zwei und neun Wochen. In einigen Fällen können jedoch Symptome wie Fieber, Oberbauchschmerzen und Gelbsucht auftreten. Nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) genesen die meisten Erkrankten innerhalb einiger Tage oder Wochen. Hepatitis E ist eine selbstlimitierende Krankheit, das bedeutet, dass sie meist von selbst ausheilt.
Wie kann man sich mit Hepatitis E anstecken?
In Deutschland wird Hepatitis E durch den Verzehr von rohem oder nicht durchgegartem Schweine- und Wildfleisch oder Innereien übertragen. Auch Rohwürste wie Mettwurst kommen als Infektionsquelle infrage. Tiere können den Erreger in sich tragen, zeigen aber keine Symptome und erkranken auch selbst nicht an Hepatitis. Das BfR schätzt, dass etwa jedes zweite Hausschwein in deutschen Beständen mit dem Erreger infiziert war oder Träger des Virus ist. Vereinzelt wurde HEV auch bei Rehen und Rotwild nachgewiesen.
Muscheln können HE-Viren aus dem Wasser filtern, anreichern und so ebenfalls zu einer Infektion führen. Auch durch Bluttransfusionen scheint eine Übertragung möglich, das zeigt eine Untersuchung der britischen Gesundheitsbehörde. Ebenso denkbar ist eine direkte Ansteckung von Mensch zu Mensch, allerdings wird diese vor allem bei reisebedingten Infektionen, also bei Viren des Genotyps 1 und 2, beobachtet. Der in Deutschland vorkommende Erreger scheint dagegen, wenn überhaupt, "nur extrem selten" von Mensch zu Mensch übertragbar zu sein, schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI).
Führt jede Infektion zu einer Leberentzündung?
Vermutlich nicht. Dafür spricht nach Angaben des BfR, dass rund 16,8 Prozent der deutschen Bevölkerung Antikörper gegen HEV im Blut aufweisen. Das bedeutet, dass sie sich im Laufe ihres Lebens mindestens einmal mit dem Erreger infiziert haben. Dieser relativ hohen Prozentzahl steht eine kleine Anzahl an tatsächlich gemeldeten Fällen gegenüber.
Wie häufig ist Hepatitis E in Deutschland?
Die Zahl der gemeldeten Hepatitis E-Erkrankungen ist in Deutschland sehr gering, gleichwohl steigt sie seit einigen Jahren. Im Jahr 2014 belief sie sich auf 670 gemeldete Fälle, im Jahr darauf waren es bereits 1246 Fälle.
Die Gründe für die Zunahme sind unklar. Nach Angaben des Robert-Koch-Institus (RKI) dürften eine erhöhte Aufmerksamkeit unter Ärzten und auch bessere diagnostische Tests zu dieser Entwicklung beitragen. Die zunehmenden Fallzahlen seien "höchstwahrscheinlich nicht auf eine tatsächliche Steigerung der Erkrankungszahlen" zurückzuführen, heißt es seitens des RKI.
Für welche Personengruppen ist das Virus gefährlich?
Hepatitis E verläuft in der Regel ohne jegliche Symptome und klingt von selbst wieder ab. Bestimmte Risikogruppen können jedoch an einer chronischen Leberentzündung erkranken: Dazu zählen Menschen mit einer Immunschwäche, etwa HIV/AIDS-Patienten, Organtransplantierte oder Menschen, die eine Chemotherapie bekommen. Auch die chronische Form verläuft oft symptomlos, kann aber eine Leberzirrhose begünstigen. Bei dieser Form der Erkrankung wandelt sich das Gewebe der Leber in Bindegewebe um.
Weitere Risikogruppen sind Schwangere und leberkranke Menschen – hier kann es zu schweren Krankheitsverläufen, Leberversagen bis hin zum Tod kommen. Allerdings sind Todesfälle infolge einer Hepatitis E-Infektion in Deutschland sehr selten. Die Letalität liegt nach Angaben des RKI deutlich unter einem Prozent aller gemeldeten Fälle.
Wie kann man sich schützen?
Das Risiko einer Hepatitis E-Infektion lässt sich minimieren – vorausgesetzt, es werden einige Regeln beachtet. Schwangere, leberkranke oder immungeschwächte Menschen sollten auf rohes oder nicht vollständig gegartes Fleisch, insbesondere Schweinefleisch, Wild und Innereien, verzichten. Auch rohe Fleischprodukte wie Mett und Rohwürste sollten gemieden werden.
Das BfR empfiehlt grundsätzlich, Schweinefleisch immer vollständig zu erhitzen – idealerweise durch Braten oder Kochen, da das Virus relativ hitzestabil ist. Das Erhitzen in der Mikrowelle oder Einfrieren von Lebensmitteln sei dagegen nicht ausreichend, um die Viren abzutöten.
Quelle : stern.de
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