Aids: Immuntherapie hält HIV in Schach

  25 Juni 2016    Gelesen: 556
Aids: Immuntherapie hält HIV in Schach
Ein Antikörper könnte im Kampf gegen HIV behilflich sein. Das Molekül hielt den Aids-Erreger etwa zehn Wochen in Schach. Allein taugt es aber nicht als Therapie gegen das Virus.
Es ist ein weiterer kleiner Schritt in die richtige Richtung: Eine Immuntherapie, in die im Kampf gegen Aids große Hoffnung gesetzt wird, kann das HI-Virus bei Menschen mehrere Wochen lang unter Kontrolle halten. Das haben Forscher in einer kleinen Studie mit 13 Patienten gezeigt.

Der Antikörper 3BNC117 hinderte den Aids-Erreger knapp zehn Wochen an einer Ausbreitung, ehe die Viruslast im Blut der Patienten wieder anstieg. Kombinationen von Antikörpern könnten das Unterdrücken des Virus sogar noch verbessern, vermutet das Team um Johannes Scheid von der Rockefeller University in New York in der Zeitschrift "Nature".

Bislang können allein antivirale Medikamente die HIV-Last im Blut von Patienten bis unter die Nachweisgrenze senken. Eine Heilung ist jedoch nicht möglich, weil die Therapie die inaktiven Viren nicht erreicht.

Konzept gegen inaktive Viren

Diese Erreger haben ihr Erbgut in Wirtszellen eingebaut, treten aber ansonsten zunächst nicht in Erscheinung und bieten damit auch keine Angriffsfläche für die derzeitigen Medikamente. Für eine Heilung müsste eine Therapie diese sogenannten Reservoire erreichen.

Die Forscher testeten nun den Antikörper 3BNC117. Zwar sind inzwischen schon mehrere Antikörper bekannt, die ein breites Spektrum von HIV-Varianten neutralisieren, doch von ihnen ist 3BNC117 bislang am besten untersucht. In einer ersten Studie an Menschen hatte er sich im vergangenen Jahr als sicher erwiesen.

In einer Folgestudie prüfte das Team nun verschiedene Behandlungsvarianten an 13 HIV-Patienten, die während der Studie ihre antiretrovirale Therapie unterbrachen. Sieben von ihnen bekamen den Antikörper mit vier Infusionen im Abstand von zwei Wochen. In dieser Gruppe hielt der Effekt der Antikörper drei bis 19 Wochen an. Im Mittel vergingen knapp zehn Wochen, bis die Viruslast wieder anstieg. Zum Vergleich: In einer vergleichbaren Gruppe ohne jegliche Therapie würde dies nach Angaben der Forscher etwa 2,6 Wochen dauern.

Bei insgesamt acht Teilnehmern sequenzierten die Forscher das Genom der wieder auftretenden Viren. Bei fünf von ihnen waren diese Erreger relativ ähnlich. Möglicherweise, so vermuten die Autoren, neutralisiere der Antikörper sehr viele Erreger-Varianten aus den Reservoiren, so dass sich nur noch wenige Typen vermehren könnten. Somit übe er auf die Viren aus den Reservoiren einen starken Selektionsdruck aus.

"Ermutigende Ergebnisse"

Der verwendete Antikörper alleine kann aber nur ein Baustein einer möglichen Therapie sein, die aufgrund der Forschungsergebnisse irgendwann einmal zur Verfügung stehen könnte. Wirksame antivirale Therapien benötigten Kombinationen von Medikamenten, um HIV zu unterdrücken, schreiben die Wissenschaftler. Möglicherweise seien auch bei der Immuntherapie Kombinationen von Antikörpern erforderlich, um das HI-Virus im Menschen noch länger zu unterdrücken. Ob der Antikörper auch die Größe der HIV-Reservoire verändere, müssten weitere Untersuchungen zeigen.

"Man sucht nach Alternativen zu der lebenslangen antiviralen Therapie, indem man die Antwort des Immunsystems verbessert. Die Ergebnisse dieser Studie sind sehr ermutigend", sagt Gerd Fätkenheuer von der Uniklinik Köln. Er war nicht an der Studie beteiligt, der Infektiologe forscht aber ebenfalls mit den in der Studie beschriebenen Antikörpern. Er will noch in diesem Jahr eine Behandlung mit einer Kombination von zwei Antikörpern, darunter 3BNC117, an Menschen testen.

Neuinfektionen steigen

Auch deutsche Forscher hatten zuletzt eine Methode vorgestellt, die langfristig sogar eine Heilung ermöglichen könnte und bei der mit einer Art Enzym-Schere Proviren gezielt aus dem Erbgut herausgeschnitten werden könnten.

Weltweit macht der Kampf gegen Aids Fortschritte - in Europa hat sich die Lage dagegen nicht gebessert, dort sind Neuinfektionen zuletzt stark gestiegen, vor allem in Osteuropa. Übertragen werde das Virus hier vor allem durch ungeschützten Geschlechtsverkehr und durch verunreinigtes Drogenbesteck. In Deutschland wurden 2014 bei mehr als 3500 Menschen erstmals HI-Viren nachgewiesen.

Quelle : spiegel.de

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