Serbien müsse sich das schweizerische Modell zum Vorbild nehmen und sich nicht als ein Land positionieren, das zu allem bereit ist, um der EU beizutreten.
Die EU werde aber auch ohne die Briten nicht auseinanderfallen, da Großbritannien nicht der einzige Hauptpfeiler der EU gewesen sei, so Andjelkovic.
Der Kolumnist der Zeitung „Politika" Miroslav Lazanski pflichtete ihm bei. Die EU-Assoziierung Serbiens müsse nicht eingestellt werden, weil es zurzeit unklar sei, wie die EU in sechs Jahren eigentlich aussehen werde, wenn Serbien ihr beitreten dürfen werde. Es gebe zu viele Faktoren, die die Zukunft der EU beeinflussen könnten. Unklar sei, was aus der Ukraine werde, wie die Folgen des Brexit für die Nato sein werden, und was für eine Zukunft Deutschland erwarte, da an die Bundeskanzlerin ernsthafte Vorwürfe gemacht würden.
Die EU-Integration gebe Serbien vor allem die Möglichkeit, sein Staatssystem den europäischen Standarts anzupassen, so Lazanski.
Eine kategorischere Auffassung vertritt sein Kollege Branko Radun: „Der EU-Austritt Großbritanniens gibt der Sache einen ganz neuen Anstrich, da London der einzige unabhängige geopolitische Spieler in Europa ist. Ohne Großbritannien bekommen wir ein von Berlin dominiertes Europa. Dabei verfügen die Deutschen nicht über ein Potenzial, die EU zu einem bedeutenderen Spieler zu machen."
Was Serbien anbetrifft, so würde es sowieso der EU nicht beitreten können, selbst wenn Großbritannien sie nicht verlassen würde. Serbien halte sich nur deshalb an die EU-Integration, weil Brüssel andernfalls die Situation im Lande destabilisieren und Serbien pleite machen würde. Ein ähnlicher Trend sei auch in einigen anderen Ländern nachzuvollziehen.
Die serbische Bevölkerung scheint auch in ihrer Einschätzung von Brexit und den EU-Integrierungsaussichten des Landes gespalten zu sein.
„Ich war auch früher gegen den EU-Beitritt, vor dem britischen Referendum. Zurzeit ist die EU uneffektiv und es ist zu spät, ihr beizutreten", sagt die Naturkundelehrerin Slavica Miskovic. Es wäre gut, wenn das ganze Jugoslawien der EU beigetreten wäre, jetzt aber sei die EU „ein abzuschließendes Projekt".
Ihr widerspricht der Schriftsteller Dragan Velikic. Die EU-Assoziierung sei der einzige Weg, das Prinzip der Rechtsstaatlichkeit im politischen System des Landes zu verankern.
Quelle : sputnik.de
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