Viele SPD-Mitglieder hatten darauf gehofft, mit dem populären Nochpräsidenten des Europaparlamentes in den Wahlkampf ziehen zu können. Deshalb hatte es in den vergangenen Wochen in der SPD von verschiedener Seite Versuche gegeben, ihn zu überreden, seine Kandidatur öffentlich zu erklären - und so einen Mitgliederentscheid über den Posten herbeizuführen.
Gabriel, der als Parteichef der natürliche Kandidat ist und auch das erste Zugriffsrecht hat, hatte angekündigt, dass es bei mehreren Bewerbern eine Urwahl geben solle. In einem solchen Mitgliederentscheid hätte Schulz aller Voraussicht nach gute Chancen gehabt.
Allerdings konnte sich Schulz nicht dazu durchringen, tatsächlich anzutreten. Zwar ist es in der SPD ein offenes Geheimnis, dass er gern Kanzlerkandidat werden würde. Allerdings schreckte er davor zurück, gegen Gabriel zu kandidieren.
Mit dem SPD-Chef verbindet ihn eine lange Freundschaft, die angesichts der parteiinternen Debatte über die Kanzlerkandidatur in den vergangenen Monaten einigen Belastungsproben ausgesetzt worden ist .
Offiziell will die SPD Ende Januar verkünden, wer als Kanzlerkandidat antritt. Eine Entscheidung könnte jedoch bereits bei einer Führungsklausur am 10. Januar fallen.
Auch wenn Gabriel nun der einzige verbliebene Bewerber und seine Kanzlerkandidatur damit sehr wahrscheinlich ist, gibt es keine 100-prozentige Sicherheit, dass er tatsächlich antritt. Zuletzt hatten sich mehrere Spitzengenossen für den SPD-Chef ausgesprochen, unter anderem die nordrhein-westfälische Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und ihr schleswig-holsteinischer Kollege Torsten Albig.
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