US-Drohgebärden entlocken China nur ein Lächeln

  14 November 2015    Gelesen: 425
US-Drohgebärden entlocken China nur ein Lächeln
Nicht einmal zehn Tage nach dem Auftauchen eines US-Zerstörers in unmittelbarer Nähe der Spratly-Inseln, auf denen China einen Militärstützpunkt einrichtet, kündigte US-Admiral Harry Harris die Fortsetzung ähnlicher Patrouillen an, selbst wenn die Chinesen dieses Gewässer für ihr eigenes halten.

Die Agentur Reuters berichtet unter Berufung eines US-Beamten, dass „mindestens zwei Patrouillen pro Quartal“ geplant seien, schreibt die Zeitung „Nowyje Iswestija“ am Freitag.
Peking hatte in der vergangenen Woche verärgert auf eine Fahrt des Zerstörers „USS Lassen“ durch die Zwölf-Meilen-Zone um die Spratly-Inseln reagiert, die die Chinesen als ihr Territorium betrachten.
Die vielen Inseln des Spratly-Archipels halten die Chinesen historisch für ihre eigenen. Die Philippinen, Japan, Vietnam, Malaysia, Brunei, Taiwan und die USA sehen das jedoch anders. Trotz des strittigen Status schütten die chinesischen Behörden die felsigen Inseln auf und errichten eine Start- und Landebahn.


Nach der Fahrt des Zerstörers wurde der US-Botschafter ins chinesische Außenministerium einbestellt. Der Befehlshaber der chinesischen Marine, Admiral Wu Shengli, warnte per Video US-Marinechef John Richardson davor, dass „die gefährlichen und provokatorischen Handlungen“ des US-Militärs im Südchinesischen Meer einen Krieg zwischen den beiden Ländern auslösen könnten.
„In dem Beschluss der USA, China herauszufordern, wird mehr auf die Karte gesetzt als ein paar aus dem Gewässer ragende Felsen, selbst wenn sie an Schiffsrouten und unter ihnen Bodenschätze liegen“, schrieb die „New York Times“.


Neues Kapitel mit alten Problemen

Die Beziehungen hatten sich bereits beim USA-Besuch des chinesischen Staatschef Xi Jinping zugespitzt. Dem chinesischen Staatsoberhaupt wurde ein pompöser Empfang bereitet. Xi Jinping und seine Ehefrau wurden mit einem Feuerwerk empfangen, vor den Kameras wurde ständig beteuert, wie freundschaftlich die Beziehungen doch seien und dass „ein neues Kapitel“ zwischen Peking und Washington aufgeschlagen werde.
Auch über die umstrittenen Inseln wurde gesprochen. Aber Xi Jinping verärgerte Barack Obama, indem er ohne jegliches diplomatisches Geschick die Inseln zu chinesischem Staatsgebiet erklärte. Der Gast fügte friedlich, aber entschlossen hinzu: „Ein Dialog mit dem Weißen Haus ist nur dann möglich, wenn die Seiten gleichberechtigt agieren. Die Versuche, eigene Standards aufzudrängen oder China wegen seiner angeblich gesetzwidrigen Handlungen zur Rechenschaft zu ziehen, werden auf ein breites Lächeln Chinas stoßen.“
Peking hielt an seiner stolzen Distanz fest. Seine diplomatische Strategie besteht darin, nicht in eine offene Konfrontation einzutreten, sondern eine Politik auszurufen, die keinen Anlass gibt, mit Gewalt zu reagieren. Deshalb will die US-Marine mit Patrouillenfahrten wie im Falle des Zerstörers “Lassen” China aus der Reserve locken.
Mit dieser Aktion vor den Spratly-Inseln wollten die USA China nicht nur ein Warnsignal senden, sondern auch dessen Planungen zur Errichtung einer Militärinfrastruktur eindämmen. Die Amerikaner betrachten das chinesische Vorhaben als Teil seiner strategischen Vorbereitungen, nachdem Peking sich viele Atom-U-Boote mit Interkontinentalraketen „Julang-2“ zugelegt hatte.


China wird aller Wahrscheinlichkeit nach keine demonstrativen Handlungen unternehmen, sie werden subtiler agieren“, meint Oleg Iwanow von der Diplomatischen Akademie des russischen Außenministeriums. „Peking kann das Gebiet einfach mit seinen U-Booten absperren. Das könnte die US-Marine stark nerven. Die USA haben kein Interesse daran, in einen großen Konflikt mit Peking zu geraten. Der Handelsumsatz mit China beläuft sich jährlich auf mehr 500 Milliarden US-Dollar. Washington will den Verbündeten in der Region lediglich zeigen, dass es bereit ist, ihre Interessen zu schützen. Aber nicht zum Nachteil seiner eigenen Interessen.”
Die Hauptwaffe Chinas ist die US-Wirtschaft. Der russische Fernost-Experte Sergej Lusjanin ist der Ansicht, dass die USA wirtschaftlich auf China angewiesen sind. Damit sind Washingtons Hände gebunden, weshalb es nur verbale Drohungen aussprechen kann. Das nutzt China und schüttet weiter Inseln auf.
Angesichts der wachsenden Abhängigkeit der USA in Sachen Exportgeschäft und Beschäftigung werden ein paar Zerstörer China wohl kaum einschüchtern.


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