U-Boot hatte wohl schon 2014 eine Panne

  24 November 2017    Gelesen: 1446
U-Boot hatte wohl schon 2014 eine Panne
Hoffnung für die 44 Besatzungsmitglieder der "ARA San Juan" gibt es kaum: Mehrere Behörden bestätigen eine Explosion kurz nach der letzten Funkverbindung. Die Angehörigen erreicht diese Information jedoch erst spät, zudem gibt es Berichte über weitere Pannen.
Gut eine Woche nach dem Verschwinden eines argentinischen U-Bootes im Südatlantik mehren sich die Anzeichen einer Tragödie. Auf der vermuteten Position des U-Boots "ARA San Juan" soll es kurz nach der letzten Funkverbindung am 15. November eine Explosion gegeben haben. Dies teilte die argentinische Marine in Buenos Aires unter Berufung auf Berichte von US-Behörden und der in Wien ansässigen internationalen Atomteststoppbehörde CTBTO mit.

Angehörige der Besatzung reagierten mit harten Anschuldigungen an die Adresse der Marine, nachdem sie auf dem U-Boot-Stützpunkt in Mar del Plata von der Explosion erfuhren. Die Marine habe Informationen verheimlicht und mit Verspätung weitergegeben, hieß es. Das U-Boot habe bereits 2014 eine Panne auf hoher See erlitten, sagte die Ehefrau eines Besatzungsmitglieds dem Nachrichtensender TN.

Die Marine hatte erst am Freitag, zwei Tage nach der letzten Funkverbindung, von einem "Kommunikationsproblem" mit dem U-Boot berichtet. Weitere drei Tage später wurde offiziell bekanntgegeben, dass der U-Boot-Kapitän mitgeteilt habe, es habe einen Kurzschluss im Batteriesystem der elektrisch angetriebenen "ARA San Juan" gegeben, der aber behoben worden sei. Die Explosion fand rund drei Stunden nach dieser letzten Funkverbindung statt, sagte der Marinesprecher. Sie ereignete sich an der Stelle, an dem sich das U-Boot mutmaßlich befand.

Ortung des U-Boots ist kompliziert

An Bord befand sich eine 44-köpfige Besatzung, unter ihnen eine Frau. Das U-Boot war von Ushuaia in Feuerland ausgelaufen und gilt seit acht Tagen als vermisst. "Das registrierte Ereignis war anormal, einzig, kurz, gewaltig und nicht nuklearen Ursprungs", sagte der Marinesprecher, Kapitän zur See Enrique Balbi. Es sei eine Explosion gewesen. Sie sei in einem Radius von 125 Kilometern auf einer Entfernung von 430 Kilometern von der Küste registriert worden, sagte Balbi.

Die Meerestiefe in der Gegend variiert zwischen 200 und 3000 Meter, da dort der Rand des unterseeischen Kontinentalhangs verläuft. Es werde weiter nach dem U-Boot gesucht. An der Rettungsaktion sind 14 Schiffe und zehn Flugzeuge aus 13 Ländern beteiligt. Das norwegische Schiff "Skandi Patagonia" mit einem ferngesteuerten Unterwasserfahrzeug und weiterer Ausstattung der US-Navy zur Tiefseebergung an Bord wird in dem Seegebiet erwartet, in dem das U-Boot vermutet wird. Ein weiteres Schiff mit einem Mini-U-Boot an Bord soll folgen, das ebenfalls von der US-Marine für eventuelle Bergungsversuche am Meeresgrund eingesetzt werden kann.

Explosion nur schwer zu filtern

Die internationale Atomteststoppbehörde CTBTO hatte die Explosion registriert. Zwei Unterseesonden hätten am 15. November um 14:51 MEZ ein ungewöhnliches Schallereignis "impulsiver Art" in der Nähe der letztbekannten Position des U-Boots registriert, gab die Organisation in Wien bekannt. Die Beschreibung entspreche einem nicht natürlich erzeugten Vorfall, wahrscheinlich einer Explosion. Das Signal sei von den CTBTO-Stationen der Ascencion-Insel im Atlantik und der Crozetinseln im Indischen Ozean registriert worden, sagte der argentinische Botschafter in Wien, Rafael Grossi, dem Fernsehsender A24. Er leitete den Bericht am frühen Donnerstag an das Außenministerium in Buenos Aires weiter. Die US-Botschaft übergab der argentinischen Regierung einen ähnlichen Report aus eigenen Messnetzen.

"Der Planet macht ständig Geräusche. Es ist eine Herausforderung, aus dem Lärm die Geräusche herauszupicken, die für uns relevant sind", erklärte die CTBTO-Sprecherin Elisabeth Wächter auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur die einwöchige Zeitspanne zwischen der mutmaßlichen Explosion und der Bekanntgabe des Ereignisses.

Das U-Boot mit einer Kiellänge von 65 Metern wurde im Auftrag der argentinischen Kriegsmarine von den damals dem Thyssen-Konzern gehörenden Nordseewerken in Emden gebaut. Nach dem Stapellauf 1983 wurde die "ARA San Juan" 1985 von der Marine in Dienst genommen. Ab 2007 wurde es in einer argentinischen Werft einer allgemeinen Überholung unterzogen.

Quelle: n-tv.de

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