Wie Supermärkte uns manipulieren

  07 Januar 2016    Gelesen: 710
Wie Supermärkte uns manipulieren
Bis ins letzte Detail ist der Ort, die Verpackung und Präsentation des Frischkäses im Kühlregal geplant. Was wir wissen sollten, wenn wir die Stätten des Konsums betreten.

Nach einem anstrengenden Arbeitstag lassen wir gern mal Seele und Geldkarte im Supermarkt baumeln. Dass die nette Einrichtung vollkommen durchdacht ist, wird uns nicht bewusst. Große Angebots-Schilder ziehen unsere Aufmerksamkeit auf sich – von Geldsorgen und den guten Vorsätzen der Sparsamkeit merken wir kaum mehr was.

Legitimierte Manipulation

Das ist Manipulation – die gerechtfertigt und erforscht ist. Diese Forschung passiert in Deutschland hauptsächlich in der 20.000-Einwohner-Gemeinde Haßloch in der Pfalz. Dieser kleine Ort bestimmt, was wo und wie auf den Markt kommt – und was durchfällt.

Und warum der ganze Zirkus? Weil Unternehmen ihre Produkte verkaufen wollen. Da zählt nicht nur das Produkt-Design, sondern auch der Ort des Verkaufs – der Supermarkt. Licht, Boden, Farben, Geruch: Alles soll dem Kunden ein möglichst schönes Einkaufsvergnügen servieren.

Die Methoden der Konsumstätten

Auf folgende Tricks können wir beim nächsten Einkauf achten – und manchen eventuell aus dem Weg gehen.

Supermarktgröße

Der Tante-Emma-Laden auf 20 Quadratmeter war einmal. Heute gleichen Supermärkte eher dem Gebäude eines Gefängnisses. Denn betreten wir einmal den Eingang, kommen wir meist nur hinter den Kassen wieder raus. Somit kann der Kunde es sich gar nicht anders überlegen – wer schummelt sich schon gerne an der Kasse vorbei? Unangenehm!

Auf der hoffnungsvollen Suche nach der Milch müssen wir erst einmal den ganzen Laden durchqueren – wobei wir an zehn exklusiven Angeboten vorbeilaufen.

Die Tour durch den Supermarkt unternehmen wir meist linksherum. Wissenschaftler wollen nämlich herausgefunden haben, dass wir uns besser fühlen, wenn wir die Einkaufsstätte linksdrehend durchschreiten.

Supermarktschmeichler

„70 Prozent der Kaufentscheidungen in einem herkömmlichen Supermarkt werden emotional getroffen“, weiß Manfred Bruhn, Professor für Marketing an der Universität Basel. Dieses Wissen macht es den Verkäufern einfach, uns mit kleinen Schmeichlern das Einkaufserlebnis zu versüßen.
Probier-Häppchen regen nicht nur den Hunger (und somit auch den Kaufwillen) an, sondern reden dem Kunden auch ins Gewissen. Wenn was geschenkt wird, sollte man doch wenigstens etwas zurückgeben.

Auch die Hintergundmusik soll uns ein gutes Gefühl bescheren. Bestenfalls hat die Musik 72 Taktschläge pro Minute, denn genauso tickt unser Ruhepuls. Das entschleunigt den Einkauf und lässt mehr Zeit für die Entdeckung neuer Produkte.

SUPERMARKTAUFBAU

Grundnahrungsmittel stehen grundsätzlich am Ende des Supermarktes, damit wir uns bei der Suche nach der Milch auf einer Schnäppchenjagd verlieren.

Am Milchregal angekommen, sind die teureren Produkte auf Augenhöhe sortiert – damit wir auch ja nicht auf die Idee kommen, die günstige Variante zu kaufen.

Stehen wir an der Kasse und warten auf die Zahlung, lächeln uns nette süße Kleinigkeiten an – und wir entdecken vielleicht doch noch den Heißhunger auf ein Stück Schokolade!

Über andere Tricks kannst du dich hier informieren.

Was wir dagegen tun können?

Im Grunde können wir uns nur schwer gegen die Manipulation im Supermarkt wehren. Denn sie bearbeiten unser Unterbewusstsein, das wir nur schwer lenken können. Ratgeber empfehlen, nicht hungrig einkaufen zu gehen und sich nicht von den Angeboten blenden zu lassen, sondern die Preise initiativ zu vergleichen.

Auf der sicheren Seite sind wir, wenn wir einfach mehr Produkte ohne Strichcode kaufen – auf dem Wochenmarkt oder im kleinen Bioladen um die Ecke.

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