Forscher finden möglichen Urahn der Pflanzen

  25 Februar 2020    Gelesen: 845
Forscher finden möglichen Urahn der Pflanzen

In China haben Forscher die Überreste von Grünalgen gefunden: Die Fossilien sind nur rund zwei Millimeter groß, aber extrem alt: Sie lebten vor einer Milliarde Jahren - und könnten unsere Welt entscheidend geprägt haben.

Ein faszinierender Mechanismus sorgt dafür, dass die Welt aussieht, wie wir sie heute kennen: Nur weil es Algen und Pflanzen irgendwann im Verlauf der Erdgeschichte gelang, Sonnenlicht für ihre Energieversorgung zu nutzen und dabei sozusagen als Abfallprodukt Sauerstoff zu produzieren, konnten Tiere und Menschen sich überhaupt entwickeln. Zuerst wuchsen diese revolutionären Pflanzenarten im Wasser, später – wohl vor 450 Millionen Jahren - eroberten sie auch das Land.

Der zweite Teil der Entwicklungsgeschichte ist durch Fossilien gut belegt, der Weg aus dem Wasser ans Land weniger gut nachzuzeichnen. Unter anderem ist nicht abschließend geklärt, ob Pflanzen zunächst die Böden von Flüssen und Seen ergrünen ließen und dann Land und Ozeane eroberten, oder ob sie im Meer entstanden und von dort aus ihren Siegeszug über den Rest des Planeten antraten.

Ein Team um Shuhai Xiao und Qing Tang vom Virginia Tech College of Science in Blacksburg berichtet im Fachmagazin "Nature Ecology & Evolution" nun von Überresten vielzelliger und komplex strukturierter Grünalgen der Art Proterocladus antiquus, die sie in Gesteinen der chinesischen Provinz Liaoning gefunden haben. Das Gebiet war früher nach Ansicht der Forscher der Boden eines flachen Meeres, liegt heute aber an Land.

"Mit den Vorfahren aller modernen Landpflanzen verwandt"
Shuhai und Qing sind Vertreter der These, dass die Landpflanzen ihren Ursprung im Ozean haben. "Diese Fossilien sind mit den Vorfahren aller modernen Landpflanzen, die wir heute sehen, verwandt", sagt Shuhai.

Die von ihnen präsentierten Fossilien würden in diesem Fall zeigen, wie alt die Vorfahren unser heutigen Landpflanzen tatsächlich sind – und welch lange Zeit sie zunächst nur im Wasser verbrachten. Die Funde sind auf den ersten Blick unscheinbar und nur rund zwei Millimeter groß. Die Forscher tropften Öl auf die Proben, um den Kontrast zu erhöhen. Für weiter Untersuchungen nutzten sie dann ein Elektronenmikroskop.

Die Grünalgen lebten nach den Erkenntnissen der Forscher vor einer Milliarde Jahren. Zur Einordnung: Die Erde ist etwa 4,55 Milliarden Jahre alt. Wie alt die ältesten einfachen Lebensformen sind, ist umstritten. Diskutiert wird darüber, ob rund 3,8 Milliarden Jahre alte Spuren in Gestein aus Kanada die ältesten Belege für die Existenz einfacher Bakterien sind. Auch über womöglich noch ältere Fossilien aus Australien wird seit geraumer Zeit in Fachkreisen debattiert.

Verglichen damit sind die nun präsentierten Grünalgen einerseits natürlich jung – aber andererseits sind sie mindestens 200 Millionen Jahre älter als vergleichbare, bisher bekannte Fossilien von der norwegischen Arktisinsel Spitzbergen. Außerdem belegen sie, dass Grünalgen offenbar Hunderte Millionen von Jahren brauchten, um sich von einem Leben im Wasser so weiterzuentwickeln, dass sie auch an Land Fuß fassen konnten. Interessanterweise, so berichten die Wissenschaftler, seien die alten Grünalgen verblüffend ähnlich zu manchen Arten, die heute noch existieren.

spiegel


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