Nur Torrekord sichert Bayerns Minimalerfolg

  08 März 2021    Gelesen: 523
  Nur Torrekord sichert Bayerns Minimalerfolg

Beim FC Bayern ist die Meisterschaft längst an eine historische Bestleistung gekoppelt, drunter macht man es nicht mehr. Der FC Schalke hat ganz andere Probleme, findet aber inzwischen in die Spur. Auch, wenn die kalkuliert in die Katastrophe führt. Zwei Lehren des 24. Spieltags.

Der FC Bayern braucht historisch starken Lewandowski

Thomas Müller hat sich beim 4:2-Spektakel des FC Bayern im Spitzenspiel des 24. Spieltags gegen Borussia Dortmund nicht durchgängig amüsiert: "Die Qualität ist sicherlich da, das ist unsere DNA. Es gehört aber nicht zu unserem Matchplan, immer in Rückstand zu geraten. Wenn es 0:2 steht, fühlt sich das bescheiden an", sagte Thomas Müller bei Sky und lobte die folgende Aufholjagd: "Diese Art zu spielen, gallig gegen den Ball zu spielen, müssen wir uns merken." Siebenmal (!) geriet der FC Bayern alleine in der Hinrunde in Rückstand, gegen Dortmund konnte man zum fünften Mal einen Rückstand in einen Sieg drehen.

So kann man Deutscher Meister, aber viel schief gehen darf da nicht. Und vorne braucht man einen, der dann eben die Tore schießt, die es braucht. Das ist nicht Eric Maxim Choupo-Moting, sondern das ist Robert Lewandowski. Nur der Pole garantiert dem FC Bayern ganz vorne Tore, alle, die mal geholt wurden, um den Torjäger zu entlasten, sind zu unzuverlässig. Und so wird Lewandowski von seinem Team beinahe zum Rekord gezwungen: Zehn Treffer braucht der Weltfußballer noch, um den einstmals als "ewig" geltenden Rekord von Gerd Müller zu brechen, der einst 40 Treffer in der Saison 1971/72 erzielt hatte. Drunter sollte es der Torjäger nicht machen, um das Minimalziel Meisterschaft nicht durch Unterlassen zu gefährden.

Schalke fängt an, etwas richtig zu machen

Es ist wirklich, wirklich bemerkenswert: Nach drei Trainerwechseln (das sind dreimal so viele, wie der Klub Saisonsiege einfahren konnte), acht Punkten nach 24 Spielen und wilden Slapstick-Wochen mit wechselnden Protagonisten, scheint beim FC Schalke endlich ein guter Plan auf dem Tisch zu liegen. Der Plan allerdings kalkuliert erstmal die Katastrophe ein und soll sie gar nicht mehr verhindern. Und das ist gut.

Schalkes vorübergehender Sportchef Peter Knäbel hat an Spieler und Trainer des Bundesliga-Letzten appelliert, die restlichen Partien bis zum Saisonende "nicht abzuschenken". Der Abstieg, sagte Knäbel im Sport1-"Doppelpass", sei "wohl unvermeidlich". Für die Planung für die kommende Saison müssten jetzt aber auch "Erkenntnisse" gezogen werden. "Es geht auch um Marktwerte", sagte Knäbel, der bis auf weiteres das Amt des beurlaubten Sportvorstands Jochen Schneider übernommen hat. Knäbel bestätigte zudem, dass sein Hauptaugenmerk längst auf der 2. Liga liegen würde. "Wir müssen uns natürlich angucken, welche Qualitäten in der 2. Liga gefragt sind. Wir müssen sehen, dass wir aus den Fehlern, die andere Großvereine in der 2. Liga gemacht haben, lernen", sagte der bisherige Leiter des Nachwuchsleistungszentrums.

Nach Monaten des planlosen aber teuren Dahintaumels ist man nach 24 Spieltagen und einem sämtliche Aufbruchstimmung und Resthoffnung gleichzeitig pulverisierenden 0:0 gegen den Vorletzten Mainz 05 endlich in der 2. Liga angekommen. Obwohl man da noch gar nicht angekommen ist. Ab jetzt kann es nur noch besser werden. Ein Satz, der wenigstens im Zusammenhang mit dem FC Schalke 04 durchaus optimistisch klingt.

Der BVB spielt auch um seine Zukunft

Es schien, als hätte Edin Terzic Borussia Dortmund stabilisiert. Die letzten drei Pflichtspiele hatte man zu null gewonnen, darunter der elementare Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale. Und dann dieser furiose Start gegen die Bayern dank des Ruckzuck-Doppelpackers Erling Haaland. Doch dann brach der BVB auseinander und fing sich noch vier Tore gegen die überlegenen Münchner. Platz sechs, Mittelmaß, lautet also weiterhin die bittere Bundesliga-Realität. Der Abstand zu den Champions-League-Rängen beträgt vier Punkte.

Gelingt die Qualifikation für die Königsklasse nicht, fehlen dem BVB viele Millionen. Der Abstand zu den Bayern und auch zu RB Leipzig dürfte damit noch größer werden. Schlimmer noch, gelingt die Qualifikation nicht, dann werden auch keine Talente mehr den Weg nach Dortmund einschlagen. Die neuen Sanchos, Bellinghams und Haalands würden vielleicht lieber nach Leipzig oder Frankfurt wechseln. Die gesamte Transfer- und damit auch Überlebensstrategie als ärgster Bayern-Verfolger steht auf dem Spiel für den Verein. Und auch die etablierten Talente könnten schnell Reißaus nehmen vom BVB. Was passiert, wenn Haaland weg ist, kann sich jeder Fußballinteressierte ausmalen.

Dortmund muss nun auch noch mehrere Wochen auf Angreifer Sancho verzichten. Der Engländer fehlt damit am Dienstag im wichtigen Achtelfinal-Rückspiel der Champions League gegen den FC Sevilla. "Es ist eine nicht leichte Muskelverletzung", sagte Sportchef Michael Zorc. "Nicht leicht" ist die gesamte Situation beim BVB derzeit. Gelingt es Terzic nicht konstant gute Leistungen aus seiner Mannschaft herauszukitzeln und springt am Ende der Bundesliga-Saison nicht Platz vier heraus, dann wird die Lage noch viel schwerer.

Gladbach lebt mit Rose gefährlich

Fünf Niederlagen seit der Bekanntgabe, dass Trainer Marco Rose nach Dortmund wechselt zur nächsten Saison: Borussia Mönchengladbach lebt gefährlich und läuft den Zielen des Vereins hinterher. Schon wieder wirkten die Fohlen lust- und energielos. Das Wechsel-Thema scheint nicht ohne Nachwirkungen an der Mannschaft vorbeigegangen zu sein. Lothar Matthäus präsentierte diesbezüglich bei Sky Insiderinformationen, die natürlich noch nicht bestätigt worden sind. Der deutsche Rekordnationalspieler wisse mit Blick auf Rose, dass einige Spieler inzwischen "gegen ihn sind". In diese Richtung äußerte sich aber auch Hannes Wolf, seit der Jugend in Salzburg Weggefährte des scheidenden Trainers: "Es fehlt der Spaß und die Freude am Fußball."

Kommt es also doch noch zur vorzeitigen Trennung, die die Bosse in Gladbach eigentlich vermeiden wollten? "Im Umfeld passieren gerade ein paar Sachen. Das bedeutet, es wird jetzt ganz sicher auch nicht ruhiger", erkannte Rose nach der Pleite gegen Leverkusen. Sportdirektor Max Eberl stellt sich zwar weiter vor seinen Trainer und sagte: "Ich habe breite Schultern und kann dem Druck standhalten. Ich sehe keinen Grund, meine Meinung zu ändern." Aber wie lange noch? Die Borussia muss aufpassen, bis dahin nicht alle Saisonziele verspielt zu haben. Die Champions-League-Plätze sind mittlerweile zehn Punkte entfernt, es kann fast nur noch um die Qualifikation für die Europa League gehen.

Quelle: ntv.de


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