Coronaviren befallen Zellen im Mund

  30 März 2021    Gelesen: 948
  Coronaviren befallen Zellen im Mund

Bisher gilt der Nasen-Rachen-Bereich als Ein- und Austrittspforte für Sars-CoV-2. Doch auch im Mund finden Forschende verschiedene Zellen, die mit Coronaviren infiziert sind. Das könnte den Infektionshergang bei Covid-19-Patienten neu erklären.

Sars-CoV-2 kann die Zellen der Mundschleimhaut und die Speicheldrüsen befallen - auch bei Infizierten, die keine oder kaum Symptome zeigen. Das haben britische und US-amerikanische Forschende herausgefunden. Für ihre systematische Analyse nutzte das Team vom US-National Institute of Health (NIH) verschiedene Wege.

So wurde zunächst im Mundgewebe von gesunden Menschen nach den bekannten Eintrittspforten für Sars-CoV-2, dem ACE2-Protein sowie dem TMPRSS2-Enzym gesucht. Die Forschenden wurden fündig und stellten diese Voraussetzungen sowohl in den Speicheldrüsen als auch in den Zellen des Zahnfleisches fest.

Vom Mund in den Körper

Die Ergebnisse könnten einige Hinweise auf das Infektionsgeschehen liefern. "Wenn infizierter Speichel verschluckt wird oder winzige Partikel davon eingeatmet werden, könnte Sars-CoV-2 möglicherweise weiter in den Hals, die Lunge oder sogar in den Darm übertragen werden", erläutert Kevin M. Byrd, der an der Studie beteiligt ist, laut einer Mitteilung des NIH.

Aufbauend auf dieser Erkenntnis wurden Gewebeproben des Mundes von Covid-19-Patienten und Covid-19-Toten untersucht. Die Forschenden konnten in diesen Sars-CoV-2-Gene nachweisen. Es zeigte sich, dass vor allem die kleineren Drüsen im Mund mit dem Virus infiziert waren. Das Forscherteam konnte dementsprechend auch Entzündungen der Drüsen nachweisen. Mit diesen Befunden ließe sich erklären, weshalb sich im Speichel von Infizierten größere Viren-Mengen befinden.

Speichel als Infektionsherd

Um zu klären, ob die Viren im Speichel infektiös sind und ob diese auch von Sars-CoV-2-Infizierten ohne Symptome weitergegeben werden können, machten die Forschenden weitere Labor-Untersuchungen. Sie nahmen acht verschiedene Speichelproben von asymptomatischen Infizierten und gaben diese zu gezüchteten Zellen in eine Schale. Es zeigte sich, dass Viren im Speichel durchaus in der Lage sind, andere Zellen zu infizieren. Die Viren im Speichel bei den asymptomatischen Personen waren zwischen einer halben und dreieinhalb Wochen nachweisbar. Bei einigen Infizierten blieb der Speicheltest sogar länger positiv als der Rachenabstrich.

Nun wollten die Wissenschaftler wissen, ob die Sars-CoV-2-Infektionen mit bestimmten Symptomen wie Geschmacks- und Geruchsverlust zusammenhängen. Bisher war man davon ausgegangen, dass diese Symptome infolge einer Infektion des Riechepithels in der Nase auftraten. Die aktuellen Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass der Mund mit seinen infizierten Zellen eine größere Rolle bei einer Infektion mit Sars-CoV-2 spielt als bisher angenommen. Auch die Covid-19-Symptome wie Läsionen in der Mundschleimhaut und Mundtrockenheit lassen sich damit plausibel erklären.

Nun sind weitere Untersuchungen nötig, um zu klären, wie genau der Mund an einer Sars-CoV-2-Infektion und -Übertragung innerhalb und außerhalb des Körpers beteiligt ist. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden im Fachjournal "Nature Medicine" veröffentlicht.

Quelle: ntv.de, jaz


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