Raketentrümmer könnten auf Erde stürzen

  04 Mai 2021    Gelesen: 1467
  Raketentrümmer könnten auf Erde stürzen

Der Start des Kernmoduls von Chinas neuer Raumstation hat offenbar eine dunkle Seite. Um den 10. Mai herum drohen Trümmer des Hauptteils der Trägerrakete auf die Erde zu stürzen. Wenn sie bewohnte Gebiete träfen, wäre das verheerend.

In der vergangenen Woche meldet China, dass es erfolgreich das Kernmodul seiner neuen Raumstation "Tiangong" ("Himmlischer Palast") ins All geschickt hat. Doch nun drohen Trümmer des Hauptteils der Trägerrakete unkontrolliert auf die Erde zu stürzen. Raumfahrtexperten warnen vor dem Wiedereintritt der 20 Tonnen schweren Rakete in die Erdatmosphäre in den nächsten Tagen. Als Grund für den unkontrollierten Absturz gilt das Design der "Langer Marsch 5B", die sich nach dem Start nicht mehr so steuern lasse, um an einem vorbestimmten Punkt ins Meer zu fallen.

Es könnte einer der größten jemals beobachteten unkontrollierten Wiedereintritte sein. Die größte Befürchtung ist, dass die Trümmer auf bewohntem Gebiet landen könnten. "Als sie das letzte Mal eine 'Long March 5B'-Rakete starteten, flogen große Metallstangen durch den Himmel und beschädigten mehrere Gebäude an der Elfenbeinküste", sagte Jonathan McDowell, Astrophysiker am Astrophysics Center der Harvard Universität, dem britischen "Guardian".

Da die Rakete sehr schnell um die Erde kreise, sei ungewiss, wann und wo genau sie in die Atmosphäre eintreten und dort teilweise verglühen dürfte. "Im schlimmsten Fall wird es wie der Absturz eines kleinen Flugzeugs, der sich aber über Hunderte Kilometer verteilt", ergänzte McDowell gegenüber der dpa. "Das Design ist fahrlässig im Vergleich zu gegenwärtigen Standards anderer Länder", kritisierte er die chinesische Rakete.

Normalerweise wird seit 1990 kein Objekt mit einem Gewicht über zehn Tonnen mehr in die Umlaufbahn geschickt, weil der unkontrollierte Wiedereintritt zu gefährlich wäre. Die Kernstufe "Long March 5B" wird auf etwa 21 Tonnen geschätzt.

10. Mai plus minus zwei Tage

Am Dienstag umkreiste der Kern die Erde etwa alle 90 Minuten mit einer Geschwindigkeit von 27.600 km/h in einer Höhe von mehr als 300 km. Seit dem Wochenende hat er fast 80 km an Höhe verloren, wie man auch im Internet verfolgen kann. Das US-Militär gab dem Teil die Bezeichnung 2021-035B, schreibt der "Guardian". Bleibt sie auf ihrer aktuellen Umlaufbahn, fliegt die Rakete über New York, Madrid, Peking bis nach Südchile und Wellington, Neuseeland, und könnte an jedem Punkt in diesem Gebiet wieder eintreten. Trotz der Befürchtungen ist es nicht ganz unwahrscheinlich, dass das Raketenteil schließlich doch im Meer landet. Das liegt allein daran, dass 71 Prozent der Erde von Wasser bedeckt ist. Es wird erwartet, dass der Wiedereintritt am 10. Mai plus oder minus zwei Tage erfolgt.

Die Rakete hatte am vergangenen Donnerstag das 22 Tonnen schwere Kernmodul "Tianhe" (Himmlische Harmonie) erfolgreich ins All gebracht. Damit begann die junge Raumfahrtnation den Bau seiner eigenen Raumstation. Weitere Starts der "Langer Marsch 5B" sind dafür geplant. So sollen zwei weitere, 22 Tonnen schwere Module ins All geschickt und angebaut werden. Die Station soll "um 2022" fertiggestellt werden.

Wenn die technisch veraltete internationale Raumstation ISS wie geplant in den kommenden Jahren ihren Dienst einstellt, wäre China danach die einzige Nation, die einen ständigen Außenposten im Weltraum betreibt.

Quelle: ntv.de, sba/dpa


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