Während Sebastian Vettel in dieser Formel-1-Saison endlich mal wieder zeigt, dass er es ja doch noch kann, zahlt Mick Schumacher Lehrgeld. Max Verstappen lässt sich von den Psychospielchen Lewis Hamiltons nicht aus der Spur bringen - während Mercedes beim GP in Monaco einfach ungewohnt schlecht ist.
Vettel zeigt, dass er's noch kann
Die Fahrerstrecke Monaco war für Sebastian Vettel die perfekte Bühne, um die Motorsportwelt von seiner immer noch vorhandenen Klasse zu überzeugen. Der viermalige Weltmeister holte mit Rang fünf überspitzt gesagt mehr aus seinem Aston Martin heraus, als das Auto derzeit liefern kann. Seinen Teamkollegen Lance Stroll hat der Heppenheimer mittlerweile verlässlich im Griff, das ist die Basis für Ruhe und Vertrauen. Und genau das braucht Vettel, um zu funktionieren. Nun gilt es für ihn und Aston Martin, ein solch gutes Ergebnis zu bestätigen - auch auf einer Strecke, auf der die Möglichkeiten des Fahrers begrenzt sind.
Schumacher zahlt Lehrgeld
Recht reibungslos verliefen die ersten vier Rennen für den Formel-1-Neuling, in Monaco lernte Mick Schumacher nun gleich mehrere Lektionen. Seine zwei Unfälle im Training waren kein Beinbruch, sie zeigten ihm aber seine derzeitigen Grenzen auf. Ein Trost: Monaco steht nicht exemplarisch für eine typische Formel-1-Strecke, und auch der diesjährige Sieger Max Verstappen hat während seines Lernprozesses im Fürstentum ein paarmal Bekanntschaft mit der Leitplanke gemacht.
Verstappen kontert Psychospielchen
Im sechsten Anlauf in Monaco lief es für den Niederländer endlich wie am Schnürchen. Der Druck war spürbar nach zwei Niederlagen in Folge gegen Weltmeister und WM-Spitzenreiter Lewis Hamilton, der Brite lancierte zudem erste Psychospielchen. Und Verstappen? Der antwortete im besten Auto für die enge Strecke in Monaco mit einem blitzsauberen Wochenende. Vermutlich wäre er am Samstag zur Poleposition gestürmt, hätte nicht Charles Leclerc mit seinem Unfall für den Qualifying-Abbruch gesorgt. Am Sonntag profitierte Verstappen vom Nicht-Start Leclercs wegen technischer Probleme und ließ ab der Startampel keinen echten Zweifel an seinem Erfolg aufkommen, der ihm nebenbei auch erstmalig die WM-Führung einbrachte.
Mercedes ungewohnt schlecht
Dass Verstappen in der Fahrerwertung 14 Punkte Rückstand auf einen Schlag in vier Punkte Vorsprung verwandeln konnte, lag auch am unerwartet schlechten Wochenende von Mercedes. Der Silberpfeil mag der beste Allrounder im Feld sein, in Monaco hat der Bolide aber fast schon traditionell Probleme. Dieses Jahr reichte es nicht mal zur Schadensbegrenzung. Bei Hamilton setzte das Weltmeisterteam auf ein Setup, das den 36-Jährigen im Rennen begünstigen sollte. Dies nützte aber wenig, weil der Mann der 100 Poles im Qualifying nur Platz sieben erreichte, man in Monaco auf der Strecke kaum überholen kann und auch die Reifenstrategie ziemlich in die Hose ging. Valtteri Bottas wäre bei normalem Rennverlauf wohl zumindest Zweiter geworden, für den Finnen bedeutete eine nicht zu lösende Radmutter beim Reifenwechsel aber das Aus. So war am Ende auch die Führung in der Konstrukteurs-WM futsch. Die Alarmglocken schrillen bei Mercedes, das war in der Vergangenheit für die Konkurrenz oft keine gute Nachricht.
Die tragische Figur des Wochenendes
Die Überraschung des Wochenendes war Ferrari, die Storys des Wochenendes lieferte Leclerc. Der 23-Jährige holte sich erst die Poleposition und schien beste Karten zu besitzen, ausgerechnet beim Heimrennen zu triumphieren - und Ferrari den ersten Sieg seit 20 Monaten zu bescheren. Dann aber bockte der auf einmal überraschend konkurrenzfähige rote Renner bereits vor dem Rennen. Offen blieb zunächst, ob dies eine Folge von Leclercs Crash am Ende des Qualifyings war oder eine andere Ursache hatte. Jedenfalls wurde der Monegasse die tragische Figur des Wochenendes. Immerhin holte Teamkollege Carlos Sainz Platz zwei. Die große Frage ist nun: Kam Monaco dem diesjährigen Ferrari nur besonders entgegen, oder hat der italienische Nationalrennstall nach mehr als einem Jahr in der Krise den richtigen Weg eingeschlagen?
Norris - Weltmeister der Zukunft
Der 21-Jährige gilt - wie auch Verstappen, Leclerc oder Williams-Pilot George Russell - als heißer WM-Anwärter der Zukunft. Deswegen darf sich McLaren als Gewinner fühlen: Am Mittwoch band das Traditionsteam, das allmählich die Rückkehr an die Formel-1-Spitze ins Visier nehmen darf, sein Supertalent langfristig. Beide Parteien wollen Weltmeister werden, und zwar gemeinsam. Zumindest Norris muss man dies zutrauen, nicht erst nach Rang drei in Monaco. Sollte McLaren ihm in den nächsten Jahren kein WM-fähiges Auto bieten, wird der allseits beliebte Witzbold mit dem goldenen Gasfuß anderswo freie Wahl haben.
Spruch des Wochenendes
"Das ganze Wochenende war zum Vergessen, aber genau das dürfen wir nicht: vergessen." (Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff)
Quelle: ntv.de, dbe/sid
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