Glühwein begann seine Karriere also als verbotene Rauschdroge, die erst später legalisiert wurde. Die letzten Generationen sind damit aufgewachsen und der alkoholisch vor sich hin simmernde Aufguss gehört olfaktorisch fest zur Weihnacht. Wenn diese Düfte leise wabern, denken wir an Märkte voller Dinge, die man nur aus saisonalen, rational aber nicht nachvollziehbaren Gründen kauft, an kalte Füße und warme Hände, an Musik voller Glöckchen-Gebimmel und natürlich an lang vergangene Glühwein-Abstürze, die den Schädel auf Tage weihnachtlich zum Klingen brachten.
Denn die traditionelle Auffassung vom Glühwein geht doch so: Man nehme vorab eine Aspirin, fülle dann einen billigen, anders kaum trinkbaren Rotwein mit sehr viel Zucker in einen alten Topf, werfe ein paar Zitronen, getrocknete Nelken und vielleicht einen Zimtstern hinein und heize das alles auf - fertig. Je schneller man das dann in lustiger Runde vernichtet, desto weniger Alkohol kann verdampfen, richtig?
Falsch, erklärt das Deutsche Weininstitut, und zwar völlig: Wer Glühwein selbst zubereiten möchte, sollte genug Zeit einplanen. Denn nach dem ersten Erhitzen sollte das Heißgetränk am besten ein paar Stunden oder sogar über Nacht ziehen, damit sich die Aromen voll entfalten können.
Beim Erwärmen sollten Verbraucher auch darauf achten, dass der Glühwein nicht zu stark erhitzt wird oder gar siedet. Dadurch könnten sich Bitterstoffe entwickeln und die Fruchtaromen verloren gehen, erklärt das Deutsche Weininstitut. Ab einer Temperatur von 78 Grad Celsius entweiche außerdem der Alkohol.
Ansonsten lebe Glühwein von den verwendeten Gewürzen. Die sollten aber sparsam dosiert werden: Zu viel Gewürznelke mache das Getränke schnell ungenießbar. Zimt, Sternanis und Piment könnten bei zu hoher Konzentration die Fruchtaromen des Weins überdecken (was, siehe oben, abhängig von der Qualität des verwendeten Rohstoffes, allerdings nicht immer von Nachteil ist). Und auch beim Süßen sei weniger mehr. Wer einen lieblichen Wein als Grundlage verwende, brauche häufig nicht mehr viel Zucker oder Honig.
Klingt vernünftig, wenn auch nicht in jedem Kontext Praxisrelevant: Am Glühweinstand herrscht steter Durchlauf, viel Zieh-Zeit hat der Wein da nicht.
Dafür hat er aber leckere Konkurrenz bekommen: In den letzten Jahren werden auch weißer Glühwein sowie warmer Met immer populärer - und zu Recht. Helle Sorten kommen mit weniger Zucker daher, wenn der Aufbrüher am Kessel weiß, was er tut. Das spricht Geschmäcker an, die mit dem schweren, klebrigen Rotwein weniger anzufangen wissen. Und auch gut vergorener Met ist keineswegs immer Honigsüß, sondern kann sogar herb-kräftig sein und eine interessante Alternative.
Quelle : spiegel.de
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