„Der Körper kontrolliert seine Kerntemperatur über die sogenannte Thermoregulation“, erklärt Cem Ekmekcioglu von der Med-Uni Wien. Deren Ziel ist es, v. a. die Temperatur von Rumpf und Kopf konstant zwischen 36 und 37 Grad Celsius zu halten. Wie andere Säugetiere lebt der Mensch mit konstanter Körperkerntemperatur, die er selbst reguliert. Die Temperatur an der Körperschale, also an Haut, Händen und Beinen variiert freilich, abhängig von der Umgebungstemperatur. Dort und im Körperinneren sitzen Sensoren, die den Hypothalamus, das Zentrum der Thermoregulation im Gehirn, ständig über die Temperatur informieren. Droht der Körper zu überhitzen, leitet er Gegenmaßnahmen ein.
Strömen, strahlen, schwitzen
Die Gefäße erweitern sich. Der Mensch gibt erstens – über Konvektion – Wärme an die umgebende Luft ab. Diese steigt auf, kühlere Luft strömt nach. Damit das klappt, muss die Umgebungstemperatur aber niedriger sein als die Außentemperatur des Körpers. Das gilt auch, wenn der Körper zweitens Wärme an seine Umgebung abstrahlt. Denn nicht nur die Sonne oder eine Heizung wirkt auf uns, auch der Mensch gibt Infrarotstrahlung ab und kühlt sich so. Nahezu unbemerkt kühlt sich der Körper drittens auch über die Atmung. Und die vierte Möglichkeit: Wir schwitzen. Feuchte Haut allein bringt aber noch keine Abkühlung. „Erst dadurch, dass das Wasser an der Hautoberfläche verdunstet, geben wir Wärme ab“, sagt Ekmekcioglu.
Dazu muss der Wasserdampfdruck auf der Haut höher sein als in der umgebenden Luft. Luftfeuchte und Temperatur bestimmen diesen. „Bei einer Luftfeuchte um die 100 Prozent und mehr als 40 Grad Celsius ist der Wasserdampfdruck der Umgebungsluft höher als auf der Haut, dann kann über diesen Mechanismus kaum Wärme abgegeben werden“, erläutert der Mediziner. Daher würden sich viele Menschen bei Tropenklima auch unwohler fühlen als etwa bei trockener Hitze in der Wüste.
In der Sauna wiederum ist nun Schwitzen der einzige Weg, die Temperatur zu regeln. Denn Konvektion funktioniert nicht mehr, dafür ist es zu heiß. Und auch die Strahlungstemperatur der Wände ist zu hoch. „Die Wärmeabgabe an die umgebende Luft wird extrem erschwert, wenn es in der Umgebung wärmer ist als auf der Haut“, fasst Ekmekcioglu zusammen.
Je höher die Luftfeuchte, desto schwieriger wird es, Wärme abzugeben. Das macht insbesondere einen Aufguss für manche so anstrengend. Der Wärmetausch braucht also möglichst trockene Luft. Die Wohlfühltemperatur liegt jedenfalls deutlich darunter: für einen nackten Menschen bei 28 bis 30 Grad Celsius, für einen normal bekleideten Angestellten im Büro bei 20 bis 22 Grad, so Ekmekcioglu.
In seiner Forschung fokussiert er einerseits auf die Chronobiologie, also darauf, wie physiologische Funktionen zeitlich variieren. Andererseits untersucht er Ernährungsfragen: In einer kürzlich erschienenen Publikation zeigte er etwa, dass Vegetarier einen niedrigeren Eisenstatus haben als Omnivoren, also Menschen, die auch Fleisch essen.
Quelle:diepresse
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