Erst kommt Toyota mit dem neuen Prius um die Ecke und enthüllt dann nebenbei mal eben noch den C-HR der zweiten Generation. Und das ausgefallen gestylte SUV, dessen Formgebung die Studie C-HR Prologue bereits vorwegnahm, dürfte hierzulande sogar noch besser nachgefragt werden als der Prius. Warum denn das? Na, weil es eben ein SUV ist. Wenn auch ein kleines, und hier liegt offenbar der Fokus: Mit nunmehr 4,36 Metern Länge ist der Cityflitzer noch einmal um 3,5 Zentimeter geschrumpft - das ist doch eine gute Nachricht angesichts immer vollerer Städte. Aber der Radstand bleibt mit 2,64 Metern exakt gleich, sodass nicht zu befürchten steht, das japanische Klein-SUV sei eine Sardinenbüchse.
Spekulieren kann man viel, doch hier in Hamburg steht der neue C-HR schon parat und lädt die Eventbesucher zur Sitzprobe. Und dann, kurz vor dem Einsteigen, die Erkenntnis: Der aktualisierte C-HR hat ja im Gegensatz zum vorangegangenen Modell auch hinten klassische Griffe im Türblech. Die waren früher nämlich noch modisch im Bereich der C-Säule versteckt, um optisch Coupéhaftigkeit zu erzeugen. Jetzt sind sie modisch versenkbar, auch gut. Doch zurück zur Frage, ob man ein erträgliches Maß an Kniefreiheit genießen darf. Jawohl, passt auf einen ersten, flüchtigen Blick.
Kleine Strecken fahrerlos und ferngesteuert
Und was für ein Glück, dass es gut gelingt, aus dem Fond schon mal auf die Armaturentafel zu lugen. Toyota hat versprochen, den neuen C-HR innen wertiger zu machen. Zumindest geben die fein wirkenden Alcantara-Türbeläge hierauf einen Hinweis. Dass der C-HR verstärkt auch Digital Natives ansprechen soll, merkt man womöglich an dem in 64 verschiedenen Farben erstrahlenden Ambientelicht, das je nach Anwendung (Innenraumtemperatur verändern beispielsweise) auch mal switchen kann. Eher weniger jedenfalls am 12,3 großen Kombiinstrument oder am ebenso großen Touchscreen in der Mitte. Denn solche Features erwartet man heute.
Toyota wäre allerdings nicht Toyota ohne viele physische Tasten. Nicht nur das Lenkrad ist damit gespickt, auch unterhalb des Monitors gibt es sie - unter anderem zur Bedienung der Klimaanlage. Und wenn man die Hand tief in den Ablagebereich reckt, erreicht man eine weitere Schaltergruppe. Zum Beispiel lässt sich hier der heute weit verbreitete Einparkassistent aktivieren. Neu allerdings ist, dass der kommende C-HR per App auch von außen zu manövrieren sein wird. Das heißt also im Klartext: Man kann den C-HR fernsteuern und ihn fahrerlos kleine Strecken zurücklegen lassen.
Variantenreiche Hybrid-Antriebe
Neu sind darüber hinaus die Antriebe des C-HR. Analog zu den späten Versionen des Vorgängers wird es ausschließlich Hybride geben - jetzt allerdings mit mehr Auswahl plus Plug-in mit extrem aufladbarer Batterie als Topversion. Den Einstand bildet die Ausführung mit 1,8 Liter großem Vierzylinder (98 PS) plus 94 PS starkem E-Aggregat mit einer Systemleistung von 140 PS. Weiter gehts mit dem Zweiliter (152 PS) plus 111 PS elektrischer Leistung. Von dieser Variante kommt erstmals auch ein allradgetriebener C-HR zu uns, dem die Ingenieure einfach einen zusätzlichen Elektromotor mit 41 PS an der Hinterachse verpassen wie schon beim RAV4 - es bleibt jedoch in beiden Fällen bei 198 PS Systemleistung.
Genau wie beim insgesamt 223 PS starken PHEV - diesen Strang trägt auch der Prius, Sie erinnern sich? -, lassen sich die einzelnen Leistungswerte nicht addieren im leistungsverzweigten System, wo nie alle Maschinen gleichzeitig mit vollem Output arbeiten. Im Plug-in arbeitet ebenfalls der 152 PS starke Verbrenner in Tateinheit mit einer 163 PS starken Elektromaschine. Damit stürmt der C-HR binnen 7,3 Sekunden auf 100 km/h, während die schwächeren Varianten diese Übung in 9,9 respektive 8,1 und 7,9 Sekunden vollziehen. Bei der Spitzengeschwindigkeit herrscht für alle Ausgaben Gleichstand mit abgeregelten 180 km/h.
Sitzpolster zum Teil aus alten Plastikflaschen
Ein paar Schmankerl hat der nachhaltig gewordene Japaner indes noch zu bieten, dessen Sitzpolster teilweise aus alten PET-Flaschen entstehen. Dazu zählen definitiv neuartige Assistenten, um die aktive Sicherheit effektiver zu wahren. Befindet sich ein Fahrzeug vor dem C-HR, würde versehentliches Durchbeschleunigen verhindert. Auch die aktive Lenkung setzt ihre Power variabel ein und verändert die Unterstützung, wenn eine Kurve folgt - alles machbar dank cloudbasierter Navigation (serienmäßig). Diese spielt übrigens auch beim PHEV eine Rolle. Befährt der mit insgesamt 66 Kilometer elektrischer Reichweite gesegnete Plug-in nämlich eine Umweltzone, erkennt der Rechner dies und schaltet auf EV-Betrieb, so der aktuelle Batterieladestand mitspielt. Dagegen wirkt es fast schon profan, dass der C-HR künftig auch mit Querverkehrwarner oder LED-Matrix-Scheinwerfern zu haben sein wird.
Und wenn die ersten Kunden Anfang nächsten Jahres ihren C-HR in Empfang nehmen dürfen, begrüßt der stylische Kleinwagen seinen Besitzer mit einer speziellen Lichtsequenz. Der schneidige C-HR mit seinen scharfkantigen Sicken in den Flanken sowie dem markant geformten Heck ist übrigens ein durch und durch europäisches Produkt. Sein Design entstand im südfranzösischen Nizza, wo Toyota so manche fahrbare Untersätze zeichnen lässt. Dabei sieht der verspielt gestaltete Hybrid gar nicht unbedingt europäisch aus, was seinem Erfolg auch hierzulande jedoch keinen Abbruch tut. Er hat durchaus das Zeug, nächstes Jahr den dritten Platz der Toyota-Verkaufscharts zu machen.
Um seinen progressiven und peppigen Einschlag zu untermauern, rollt er künftig auf Wunsch zweifarbig lackiert an den Start. Kostenpunkt? Sagt Toyota noch nicht, aber das bisherige Modell startet bei knapp 33.000 Euro. Und da Nachfolgermodelle in der Regel nicht günstiger werden, sollte man gedanklich vorsichtshalber mal mit ein paar Tausendern mehr rechnen. Dann kann die potenzielle Überraschung ja nur positiv ausfallen.
Quelle: ntv.de
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