Mohammed el-Halabi, Leiter der Zweigstelle der internationalen Hilfsorganisation in Gaza, sei am 15. Juni am Eres-Kontrollpunkt zwischen Israel und dem Gazastreifen festgenommen worden, teilte Israels Inlandsgeheimdienst Schin Bet mit. Ein Sprecher der radikalislamischen Hamas in Gaza wies die Vorwürfe als "Lügen" zurück.
Man gehe von einer Summe bis umgerechnet 45 Millionen Euro aus, die für militärische Zwecke missbraucht wurden, bestätigte ein Sprecher des israelischen Außenministeriums. El-Halabi wurde am Donnerstag vor einem Bezirksgericht in Beerscheva angeklagt. El-Halabi sei heimlich Mitglied des militärischen Hamas-Arms und habe westliche Hilfsgelder gezielt an die Terrororganisation übermittelt, hieß es in der Mitteilung von Schin Bet.
Etwa 60 Prozent des Jahresbudgets für World Vision Gaza - jährlich 6,4 Millionen Euro - sei an die Hamas gegangen. Diese habe die Finanzmittel, die unter anderem aus Europa und den USA stammten, in militärische Projekte wie den Bau unterirdischer Tunnel sowie Waffenkäufe investiert.
"Zynischer Missbrauch"
El-Halabi habe ein komplexes System zur Weiterleitung der Gelder an Hamas entwickelt - etwa unter dem Deckmantel humanitärer und landwirtschaftlicher Projekte. Der Fall beweise "den zynischen Missbrauch, den Hamas mit internationalen Hilfsmitteln treibt", hieß weiter.
World Vision erklärte, el-Halabi sei als zuverlässiger und gewissenhafter Kollege bekannt. "Nach derzeitigem Informationsstand gibt es keinen Anlass, anzunehmen, dass die Anschuldigungen begründet sind." Man sei "schockiert". World Vission werde alle nötigen Schritte in die Wege leiten, um den Sachverhalt schnellstens aufzuklären.
Als Reaktion auf die Vorwürfe gab die australische Regierung bekannt, Gelder an die christliche Hilfsorganisation zu stoppen. "Wir unterbrechen die Finanzierung für Programme in den Palästinensergebieten, bis die Untersuchungen abgeschlossen sind", teilte das australische Außenministerium mit. Man sei zufrieden mit dem Entschluss, sagte ein Sprecher des israelischen Außenministeriums. Alle, die sich im Gazastreifen engagierten, fordere man auf, ihre lokalen Partner zu überprüfen.
Das christliche Hilfswerk hat seinen Sitz in den USA und arbeitet eng mit den Vereinten Nationen zusammen. In Israel und in den Palästinensergebieten ist World Vision seit 1975 im Einsatz. Im Gazastreifen half die Organisation im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben fast 90.000 Menschen.
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