Kurden ziehen Kräfte in Afrin zusammen

  23 Februar 2018    Gelesen: 1381
Kurden ziehen Kräfte in Afrin zusammen
Die syrischen Kurden verstärken ihre Präsenz in der nordwestlichen Provinz Afrin. Sie übergeben dafür Teile Aleppos an das syrische Regime. Die USA fürchten, dass sie auch den Kampf gegen den IS vernachlässigen könnten.  

Die Kurdenmiliz YPG versucht offenbar, die Front in Afrin zu stärken. Und sie ist dafür zu Kompromissen bereit. Wie ein YPG-Sprecher berichtete, haben die Kurden die Stadt Tell Rifaat in der Provinz Aleppo aufgegeben. Das syrische Regime übernimmt nun die Stellung.

Damaskus hat die Kurden im Land im Zuge des Bürgerkriegs weitgehend gewähren lassen. Neuerdings unterstützt Präsident Baschar al-Assad sie gar im Kampf gegen die Türkei. Assad hat allerdings angekündigt, die vollständige Kontrolle der Regierung in Syrien wieder herzustellen. Was das für eine kurdische Autonomie oder gar Unabhängigkeit bedeutet, ist ungewiss.

Vor der türkischen Offensive auf Afrin sperrten sich die Kurden wiederholt, bestimmte Stellungen im Land an das Regime zurückzugeben. Angesichts der militärischen Stärke Ankaras sind sie derzeit aber offenbar auf eine engere Kooperation mit Damaskus angewiesen.

"Können nicht mehr so gegen IS kämpfen, wie wir gern würden"


Die syrischen Kurden ziehen US-Angaben zufolge auch vermehrt Kräfte aus dem Osten des Landes ab, wo sie eigentlich gegen den selbsternannten Islamischen Staat (IS) kämpfen sollen. Berichte darüber gab es schon zu Beginn der türkischen Invasion mit dem Namen "Operation Olivenzweig". So ging unter anderem Verteidigungsminister James Mattis auf dieses Dilemma ein. Nun äußerte sich erneut eine Sprecherin des State Departments mit unmissverständlichen Worten: "Einige dieser Kräfte, mit denen wir im Osten zusammenarbeiten, gehen nach Afrin", so die Diplomatin. "Das stört uns, weil wir nicht mehr so gegen den IS kämpfen können, wie wir es gern tun würden."

Die Türkei hat am 20. Januar den Nordwestens Syrien angegriffen - unter anderem mit Panzern aus deutscher Produktion. Ankara will dort die Kurdenmiliz YPG vertreiben, die Präsident Recep Tayyip Erdogan als direkte Verbündete der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK einstuft.

Die Invasion sorgt weltweit für Besorgnis, vor allem, weil sie die ohnehin schon komplizierte Konfrontation regionaler und überregionaler Kräfte in Syrien noch komplizierter macht. Sie befördert auch die Entfremdung der beiden Nato-Partner Türkei und Amerika. Für Washington ist die YPG der wichtigste Verbündete im Kampf gegen den IS, weil die Kurden sich den Dschihadisten auch am Boden stellen. Verschärft wird die Lage dadurch, dass die USA auch eigene Einheiten zusammen mit der YPG in Syrien einsetzen.

Nach einem bilateralen Treffen in Ankara vor einer Woche haben die Türkei und die USA den Aufbau einer Arbeitsgruppe angestoßen. Sie soll eine militärische Konfrontation zwischen Türken und Amerikanern verhindern und eine Normalisierung der fragilen Beziehungen der beiden Staaten anzustoßen. Die stärkere Kooperation der Kurden mit Assad dürfte diesen Prozess nicht leichter machen. Die USA sind davon überzeugt, dass ein Neubeginn in Syrien nur ohne den Machthaber in Damaskus wirklich erfolgsversprechend sein kann.

Quelle: n-tv.de 


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