Dieses Personal zickt nicht rum und will kein Trinkgeld

  09 März 2016    Gelesen: 774
Dieses Personal zickt nicht rum und will kein Trinkgeld
Roboter sind in Hotels und Restaurants auf dem Vormarsch – im Zimmerservice, am Empfang, als Kellner und Gepäckträger. Manche sprechen 19 Sprachen, andere mixen Drinks. Und alle sparen Personal.
Er piepst wie R2-D2, sein berühmtes Vorbild aus den "Star Wars"-Filmen. "Hi, I am A.L.O." steht auf seiner Metallbrust. Er rollt durch die Korridore des Hotels "Aloft Cupertino" im kalifornischen Silicon Valley, biegt ab, umkurvt Hindernisse, ohne seine Geschwindigkeit zu drosseln.

Im Fahrstuhl ist der kleine Metalldroide so höflich, dass er Menschen beim Aussteigen den Vortritt überlässt. Nur vor verschlossenen Türen bleibt er stehen, weil ihm ein ausfahrbarer Greifarm von R2-D2 fehlt.

A.L.O. arbeitet allerdings nicht auf einem intergalaktischen Jedi-Schiff, sondern als Serviceroboter in einem Hotel. Der real existierende 91 Zentimeter große, 45 Kilo schwere Roboterbutler ("Botlr") liefert den Gästen Bestellungen aufs Zimmer. Alles, was in seine Ladeklappe passt. Kekse, Handtücher oder Zahnpasta, Getränke, Kondome oder Zeitungen.

Arbeiten, bis der Akku leer ist

Der piepsende Blechbutler ist einer von vielen Robotern, die in Hotels, auf Kreuzfahrtschiffen und in Restaurants eingesetzt werden. Sie arbeiten im Roomservice und am Empfang, als Kellner, Entertainer oder Barkeeper.

Manche können lächeln, singen oder vierhändig Schlagzeug spielen. Sie arbeiten, bis ihr Akku leer ist. Andere servieren Essen, mixen Drinks, verteilen Hotelbroschüren und verstauen Koffer.

An diese intelligenten Roboter wird man sich gewöhnen müssen. Sie sind flächendeckend auf dem Vormarsch und durchaus in der Lage, langfristig Servicepersonal im Tourismus zu ersetzen. "Besonders gefährdet sind in den nächsten 20 Jahren Tätigkeiten wie Empfangsmitarbeiter, Kellner, Roomservice und Kofferträger", sagt Wirtschaftswissenschaftler Carl Benedikt Frey von der University of Oxford.

Er hat mit seinem Kollegen Michael Osborne in der Studie "The Future of Employment" berechnet, dass 35 Prozent der Jobs in den nächsten 20 Jahren von intelligenten Robotern übernommen werden könnten. "Es betrifft vor allem Logistik, Transport, Verkauf, Verwaltung, aber auch Berufe im Dienstleistungsbereich – wie im Tourismus." Nur Zimmermädchen bleiben schwer ersetzbar. "Betten machen und beziehen, das können Roboter nicht. Es ist einfach zu kompliziert", sagt Frey.

Dino-Roboter

Vorreiter der Entwicklung sind die Japaner. Im japanischen Sasebo hat 2015 das Roboter-Hotel "Henn-na" eröffnet, übersetzt "das seltsame Hotel". Es steht im Freizeitpark Huis Ten Bosch in Sasebo, Nagasaki.

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Ein Dinosaurier und ein Robotermännchen begrüßen dort die Gäste. Auf dem Zimmer plaudert eine fette, pinkfarbene Robotertulpe über das Wetter. Ninja-Kampfroboter servieren im Tokioter "Robot-Restaurant" das Essen und trommeln auch mal zwischen den Gängen.

Und der Technologiekonzern Toshiba hat eine humanoide Roboter-Empfangsdame namens Chihira-Kanae entwickelt. Sie sieht aus wie eine Japanerin Mitte 30, sie gestikuliert mit Armen und Händen, lächelt, singt, zwinkert mit den Augen, erkennt Gesichter wieder, spricht Deutsch, Englisch, Japanisch und Chinesisch. Sie heißt Chihira-Kanae.

Als Messehostess begrüßt sie die Besucher auf der weltgrößten Reisemesse ITB in Berlin. Ihr Blinzeln wirkt jedoch ruckartig wie bei einer Puppe. Da müssen die Entwickler noch nachjustieren. Roboterdamen gleicher Bauart sollen während der Olympischen Spiele 2020 in Tokio massenhaft als Gästehostess eingesetzt werden.

Erste humanoide Hotelroboter

Auch außerhalb Japans sind inzwischen Roboter in der Tourismusbranche im Einsatz. Im belgischen "Ghent Marriott Hotel" arbeitet zum Beispiel Mario, der erste humanoide Hotelroboter der Welt. Der Sechs-Kilo-Knirps spricht 19 Sprachen und arbeitet am Empfang. In der Lobby des New Yorker "Yotel-Hotel" sitzt ein Gelenkarmroboter hinter Sicherheitsglas und verstaut die Koffer der Gäste.

Selbst der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband freundet sich bereits mit Robotern an. Sprecherin Stefanie Heckel: "In einigen Bereichen können wir uns in der Tat den Einsatz von Robotern vorstellen, denken wir zum Beispiel an das Housekeeping oder standardisierte Rezeptionsdienstleistungen."

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Sogar in das Luxushotel "Schloss Elmau" in Oberbayern werden einmal Roboter einziehen. "Aber nur in Bereichen ohne direkten Gastkontakt", sagt Besitzer Dietmar Müller-Elmau. "Viele standardisierte Aufgaben, die nicht gerne von intelligenten Mitarbeitern erledigt werden, können Roboter in zehn Jahren zuverlässiger und effizienter erledigen." Die Reisesuchmaschine Skyscanner geht davon aus, dass selbst Security-Checks an Flughäfen mithilfe modernster Scanning-Roboter zukünftig deutlich effektiver verlaufen.

In den Aloft-Hotels ist diese Maschinenzukunft schon Wirklichkeit. "Die banale Aufgabe, eine Rasierklinge im Zimmer abzuliefern, fällt damit für unsere Angestellten weg", lautet die Erklärung des Hotels. Jetzt braucht ein Mitarbeiter nur den gewünschten Gegenstand ins Ladefach einzulegen, die Zimmernummer eingeben und den Roboter losschicken. Steht A.L.O. vor der Zimmertür, ruft er den Gast selbst an.

Sobald die Lieferung übergeben ist, fragt der Roboter auf dem Display, ob der Gast zufrieden war ("How did I do?"). Bei einem Lob piepst er eine Oktave höher und wackelt mit der Klappe, bevor er zurück zur Ladestation rollt. 11.000 Lieferungen hat der Roboter schon erledigt.

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Deshalb hat A.L.O. inzwischen Zwillingsbrüder bekommen. Auch in anderen kalifornischen Hotels laufen plötzliche jede Menge Roboterbutler herum – wie im "Crowne Plaza San José", im "Holiday Inn Express Redwood" und im "Residence Inn by Marriott" in Los Angeles. Einer der Roboterbutler geht auf Dienstreise, er arbeitet 2016 für ein paar Wochen in Aloft-Hotels – geplant sind München, Stuttgart, Brüssel, London und Dubai.

"Sie tragen Müll raus"

Bei den Hotelgästen kommen die piepsenden Maschinen richtig gut an. Ständig müssten sie für Selfies posieren, sagt Brian McGuinness, Global Brand Leader, Specialty Select Brands bei Starwood Hotels. Viele bestellen extra etwas beim Zimmerservice, um sie kennenzulernen.

Pausen gibt es nicht. Wenn sie nicht von Gästen gerufen werden, helfen sie den Zimmermädchen. "Sie tragen Müll raus oder bringen ein Extrabetttuch", sagt Brian McGuinness. Auch das gefällt den Gästen.

Seefest

Und auch auf See sind die Servicemaschinen auf dem Vormarsch: Zwei Begrüßungs-Roboter namens Pepper gehen im Frühjahr an Bord der Kreuzfahrtschiffe "Aida Prima" und "Costa Diadema" und helfen Gästen auf Deutsch, Englisch und Italienisch beim Einchecken. Sie können auch Fragen zum Tagesprogramm beantworten und Ausflugstipps geben sowie Spa-Termine und Tische in den Restaurants des Schiffes reservieren können.

Hansjörg Kunze, Vice President Communication & Sustainability, bei Aida Cruises: "Pepper ist weltweit der erste Roboter, der die wichtigsten menschlichen Emotionen lesen kann. Eine 3-D-Kamera ermöglicht es ihm, Personen, deren Bewegungen sowie Mimik und Gestik zu erkennen. Die Passagiere können auf diese Weise mit dem elektronischen Crewmitglied interagieren." Seine Seetauglichkeit hat schon unter Beweis gestellt – selbst bei hohem Seegang fällt er nicht aus.

Auch auf der neuen "Harmony of the Seas" von Royal Caribbean Cruises, dem größten Kreuzfahrtschiff der Welt, werden von Juni an zwei Roboter an Bord gehen. Sie mixen als tanzende Barkeeper den Gästen Cocktails.

Roboter erwünscht

Eine neue internationale Umfrage des Reise-Expertenportals Travelzoo bestätigt diesen Trend. Roboter werden bis spätestens 2020 eine große Rolle im Alltag spielen. 80 Prozent aller Befragten erwarten das. Fast zwei Drittel der Befragten wären einverstanden, wenn Roboter in der Reisebranche zum Einsatz kämen.

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Ihnen gefallen Roboter an der Rezeption, als Portier, Gepäckträger, Butler und auch als Kellner. 82 Prozent würden Rezeptionisten als Roboter akzeptieren, 74 Prozent Gepäckträger im Hotel, 69 Prozent als Kellner und 68 Prozent im Roomservice. Nur als Flugbegleiter oder Steward auf einem Schiff – lieber nicht.

Rund neun von zehn Befragten sehen auch einen klaren Vorteil darin, dass die Maschinen nicht so schnell ermüden wie Menschen. 80 Prozent sind zudem der Meinung, dass die künstlich geschaffenen Assistenten vorgeschriebenen Abläufen strenger folgen. Und wie sollen sie aussehen? Die meisten bevorzugen es, wenn Roboter wie Maschinen aussehen, aber wie Menschen sprechen.

Kurzschluss

Was daran liegen mag, dass die Maschinen kein Trinkgeld verlangen. Vor allem aber sind sie zuverlässig. Roboterbutler A.L.O. ist bereits seit anderthalb Jahren im Einsatz, fiel in dieser Zeit aber nur einmal aus.

Der Grund: Ein Gast hatte feuchte Handtücher in seine Ladeklappe gestopft. Es knallte. Kurzschluss. Der konnte aber schnell behoben werden, seither ist A.L.O. wieder im Einsatz. Schnell, effizient und ohne Murren.

Quelle : welt.de

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