Jaja, so richtig neu sind die neuen Minis nicht. Es ist mehr eine freundliche Retusche mit mehr oder weniger hübschen Beigaben, die vor allem optisch für frischen Wind bei der Legende sorgen sollen. Wenn man es dann genau betrachtet, handelt es sich dabei auch nicht, wie in der Überschrift suggeriert, um einen flotten Vierer, sondern eigentlich um einen Dreier. Denn die Frischzellenkur betrifft den Mini 3-Türer, den 5-Türer und das Cabrio. Doch während die drei Freunde mit den bekannten Verbrennungsmotoren angeboten werden, fährt der Mini Cooper SE rein elektrisch und ist somit der Vierte im Bunde, der vom Facelift profitiert.
Mit "Multitone Roof"
Doch egal, wie man im neuen Mini bewegt wird, der Wille, weiter in den von BMW vorgegebenen Premium-Weg einzuschwenken, ist bei allen Modellen sichtbar. Ob die in Schwarz gehaltene Einfassung des Kühlergrills dazugehört, darf jeder selbst entscheiden. Schicker wirken da schon so Kleinigkeiten wie die in die Heckschürze integrierte Nebelschlussleuchte als schmale LED-Einheit oder gar das sogenannte "Multitone Roof". Genau genommen handelt es sich hierbei um einen Farbverlauf, der in einer Nass-in-nass-Lackierung in drei Farbtönen nacheinander aufgetragen wird. Diese Technik führt dazu, dass bedingt durch die Umgebungsbedingungen geringfügige Abweichungen im Farbverlauf auftreten, was jedes Dach im engeren Sinne zu einem Unikat macht. Allerdings kostet diese Eigenständigkeit 700 Euro Aufpreis.
Natürlich gibt es diesen Farbverlauf nur beim Hardtop. Das Cabrio behält sein schwarzes Stoffverdeck, bekommt aber ebenso wie die anderen serienmäßige LED-Scheinwerfer. Und war das innere Gehäuse der Kulleraugen beim Vorgänger noch in Chrom gehalten, ist es jetzt Schwarz. Das harmoniert dann übrigens tatsächlich recht gut mit dem schon erwähnte Rahmen des Kühlergrills. Apropos Rahmen, das umlaufende Lichtband der Leuchten ist jetzt gleichsam Tagfahrlicht und Blinker. Natürlich können die Scheinwerfer jetzt auch noch die Kurven ausleuchten und mithilfe der Matrix-Funktion andere Verkehrsteilnehmer aussparen, um sie nicht zu blenden. Am Heck strahlt wie gehabt der Union Jack. Macht das jetzt aber nicht mehr optional, sondern ebenfalls serienmäßig.
LED-Lichtring mit "Lasergravur"
Auch im Innenraum hat sich einiges geändert. Vor allem bei der Materialwahl wurde hier das Augenmerk auf qualitativ Hochwertiges gelegt. Das gilt für die Armatur ebenso wie für die Sitze oder die Türinnenverkleidungen. Mit einem neuen Design wurde auch das markentypische und nach wie vor tellerrunde Zentralinstrument versehen. Das 8,8 Zoll große Farbdisplay mit Touch-Funktion, berührungsintensive Favoritentasten und Oberflächen in Piano-Black hochglänzend gehört jetzt zur Serienausstattung. Ebenfalls neu und eigentlich ganz witzig ist der neue LED-Lichtring des Kombiinstruments. Strahlte der bis dato je nach Fahrprogramm in einer anderen Farbe, sorgt jetzt eine "Lasergravur" in wechselnden Farben für eine verschärfte Optik.
Noch nichts hat sich an der Grafik des Navis geändert. Hier fährt immer noch ein grüner Pfeil mit weißem Halbkreis über grüne und weiße Straßen. Ein nach wie vor verwirrendes Bild, das auch gar nicht mehr zeitgemäß zur neuen Steuergrafik scheint. Die ist mit Home, Media, Navi et cetera wesentlich zurückhaltender und erfreut tatsächlich durch eine schlichte, überschaubare Schönheit. Allerdings hat BMW schon versprochen, sich im nächsten Schritt der Karten-Grafik anzunehmen.
Fahrspaß bleibt garantiert
Bis dahin fährt man mit den Minis aber wie bisher. Den meisten Spaß bringen natürlich die John-Cooper-Works-Modelle, angetrieben durch den bekannten Vierzylinder mit 231 PS, der das Cabrio in 6,6 und den 5-Türer in 6,3 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt. In der Spitze sind 242 respektive 246 km/h drin. Dabei fällt übrigens vor allem für den Kollegen mit Faltdach auf, dass er auch in diesem Geschwindigkeitsbereich noch relativ leise ist. Mag sein, dass das auch daran liegt, weil die Ingenieure dafür gesorgt haben, dass der Vierender über die Abgasanlage einen sehr natürlichen Sportsound nicht nur nach außen, sondern auch in den Innenraum überträgt.
Geblieben ist Gott sei Dank auch das feine Überschalten, wenn die 8-Gang-Automatik die Gänge, getrieben durch den Gasfuß des Fahrers, nach oben treibt. Das wirkt nicht nur sportlich, sondern ist es, genau wie die spitze und sehr direkte Lenkung des JCW. Und damit diesem Gefühl die Regelsysteme nicht im Weg stehen, wurde der Eingriff des ESP so dezent gestaltet, dass es zum Beispiel auf nasser Fahrbahn in Kurven fast unmerklich, aber sehr hilfreich eingreift. Das passiert aber nicht nur beim JCW, sondern zum Beispiel auch beim Mini Cooper S, der mit seinen 178 PS kaum weniger Fahrspaß liefert als der schnelle Bruder. Wobei: Genau genommen ist der S im Standardsprint auch nur 0,5 Sekunden langsamer und in der Endgeschwindigkeit fehlen ihm mit 235 km/h lediglich 11 km/h zum JCW. Ansonsten brabbelt er fast genauso heiser über die Endrohre nach außen und in den Innenraum. Wer also nicht zwingend das JCW-Logo am Wagen braucht, kann mit einem S mit Sicherheit seinen Frieden schließen, denn fahrtechnisch schenken sich die beiden nichts.
Elektrisch gehts richtig nach vorn
Aber, und das war im direkten Vergleich mit den beiden fossilen Sport-Verbrennern schon ein Aha-Erlebnis, auch der Elektro-Mini kann sehr sportlich sein. Und verdrängt man an dieser Stelle all die leidigen Ladeerfahrungen und das mit 234 Kilometern maximaler Reichweite auftretende Längenproblem, fährt sich auch der Mini Cooper SE echt sportlich. Und das liegt nicht nur daran, dass der E-Motor 184 PS liefert, sondern weil die Mini-Ingenieure dafür gesorgt haben, dass die beim Tritt auf das E-Pedal auch in Gänze bereitgestellt werden. Gefühlt schießt der Elektriker nämlich druckvoller aus den Blöcken als seine Benziner-Kumpels. Das ist dem Umstand geschuldet, dass das Plateau nicht wie bei vielen E-Autos bei Tempo 60 erreicht ist, sondern erst bei Tempo 100. Und das erreicht der SE nach 7,3 Sekunden.
Ja, das ist nach Datenblatt nicht schneller, als es ein gleich starker Benziner auf Landstraßentempo bringt, aber da das komplette Drehmoment mit dem ersten Pedaldruck anliegt, schiebt es die Insassen noch mal ganz anders in die Polster. Natürlich regelt auch hier das ESP, wenn die Vorderräder durchdrehen. Und das haben sie bei den nassen Straßenverhältnissen in und um Frankfurt/Main ständig gemacht. Natürlich ist so ein SE auf den freien Stücken der Autobahn nicht so schnell wie ein JCW oder ein S, aber immerhin wird der Elektriker ohne eingebremst zu werden 150 km/h schnell und überflügelt so einige seiner Mitbewerber deutlich. Ansonsten kann der Mini Cooper SE in der Stadt fast ohne Bremspedal gefahren werden, weil sein steter Wille zur Rekuperation die Verlangsamung des Fahrzeugs bis fast zum Stillstand übernimmt. Und während das so ist, strömt die Energie in die Lithium-Ionen-Hochvoltbatterie mit einem Bruttoenergiegehalt von 32,6 kWh.
Einen Moment Geduld bitte
Und um den Freunden der E-Mobilität den Mini SE noch etwas schmackhafter zu machen, haben die Münchner Briten ihn auch preislich so gestaltet, dass er sich gar nicht so weit vom Einstiegsmodell Mini One First mit 75 PS für 19.500 Euro entfernt. Der Elektriker kostet nämlich 32.500 Euro, von denen aber die 9570 Euro Umweltprämie noch abgezogen werden müssen.
Und 14 Monate wie bisher muss man auf den SE auch nicht mehr warten. Vier bis fünf sind jetzt versprochen. Die Zeit müssen Kunden eines S oder JCW unter Umständen auch aufbringen, denn wegen Engpässen bei den Halbleitern gibt es momentan Schwierigkeiten mit den kleinen Navis und dem digitalen Cockpit. Und preislich steigt so ein fünftüriger Cooper S bei 27.600 Euro ein und ein JCW bringt es mit nur drei Türen auf 32.800 Euro.
Quelle: ntv.de
Tags: